Bei den Arbeiten am neuen Album schwebten Selig in New York noch im siebten Himmel. Jetzt tun sich aber Probleme auf.
Diese Stadt ist unser Therapeut!“, grinst lan Plewka und seine Augen leuchten, trotz des Schlafmangels, der sich darin spiegelt. Es ist Mitte März, seit sieben Wochen arbeiten Selig an ihrem dritten Album, und allzu viel Bettruhe ist derzeit wahrhaftig nicht drin. Denn die fünf Hamburger haben sich für ihre Aufnahmen in der Stadt der Städte eingemietet: New York. Warum es gerade der Big Apple sein mußte, dafür hat keiner in der Band eine stichhaltige Begründung – fest steht, daß sich die Wahl als goldrichtig erwiesen hat. Jan: „Es hat ja vorher gekriselt bei uns, und hier ist das plötzlich alles so, als war’s nie dagewesen…“ Die Vibes, die Magie der Großstadt als Heilmittel für das vom Erschlaffen bedrohte Selig-Gefüge? Christian Neander bestätigt: „Die Orientierungslosigkeit ist weg. Da ist so ein Gefühl wie früher. Wir machen wieder richtig was miteinander – und dann noch in so einer Stadt.“ Wie verknallte Jungs wirken die fünf, wenn sie über New York reden – und die Euphorie hört man der Musik an, die sie in den „Right Track Studios“ am Times Square (Bowie und Metallica nahmen hier zuletzt auf) zusammenbrauen. Was da in Rohversionen ungewohnt experimentierfreudig aus den Boxen tönt, bekräftigt nur den Eindruck: Selig sind selig. Selig? Umso besorgniserregender erscheint da dieser Tage die überraschende Absage der geplanten Sommertournee der Band. Manager Rüdiger Scholz gießt Öl auf die Wogen: „Laut den Boulevardzeitungen haben wir alles am Hals, von Drogenabhängigkeit bis Aids… Fakt ist: Jan fühlt sich momentan nervlich stark überbelastet. Er hatte in den letzten Wochen und Monaten extrem viel zu verarbeiten – Anfang des Jahres ist er auch noch Vater geworden. Er packt’s eben im Moment nicht ganz, aber das ist kein Beinbruch.“ Hatte nicht Plevka noch in New York sinniert: „‚Hey Jan, du bist echt gut drauf. Was meinst Du, wie lange hält das vor, wenn wir wieder in Deutschland sind?‘ Ich bete um ein halbes Jahr. Wenigstens.“ Manchmal ist die Realität schneller… (jols) Das neue Selig-Album “ Blender“ kommt am 7. luli, eine Tournee ist jetzt fürHerbst in Planung.
