Online-City-Dating: Das Tinder-Match mit der Lieblingsstadt


Nicht nur mit Menschen kann man ab sofort online ein Match haben – auch mit Städten. Wie ein Online-Dating-Portal die eigene Traumstadt ausfindig machen will und warum man dann vielleicht doch besser offline auf die Suche gehen sollte.

Hört man Menschen über Städte reden, die sie mögen, dann wird nicht selten geschwärmt wie von der großen Liebe. „Ich fühle mich hier einfach wohl“, „es gibt einfach keine zweite wie diese“ und ja, auch von Liebe ist die Rede. Man könnte meinen, manch eine Person lebt mit einer Stadt in einer Beziehung – dabei können Städte doch gar nicht zurück lieben. Aber was ist, wenn man seine Traumstadt noch nicht gefunden hat? Dann könnte man es ja mal mit Online-Stadt-Dating versuchen.

Das ist zumindest die Idee von zwei Studenten der Urbanistik der Uni Weimar: Sie haben das Dating-Portal „Match My City“ für Stadtmenschen entwickelt, die auf der Suche nach einer neuen Liebe ist. Anhand von 35 Fragen nach den persönlichen Ansprüchen an den idealen urbanen Lebensraum soll eine von 30 deutschen Städten als Traumstadt ausgemacht werden – also ein Match für den Stadtsuchenden gefunden werden. 40 urbane Merkmale entscheiden dabei über den perfekten Match: von Mietpreisen über die Nähe zum Meer bis hin zur Fahrradfreundlichkeit der Stadt.

Abwägen der Vor- und Nachteile des Produktes „Stadt“

Neu ist die Abwägung der Vor- und Nachteile des Produktes „Stadt“ allerdings nicht: Welche Städte als besonders liebens- und lebenswert zu betrachten sind, wird von Seiten wie „Buzzfeed“ und „Mit Vergnügen“ oder von Unternehmen häufig versucht in Listen greifbar zu machen und verschiedene Messlatten werden angelegt, die einem dann verraten sollen, in welcher Stadt man am besten aufgehoben ist. Daten, aus denen sich auch „Match My City“ bedient.

Der britische „Economist“ bemüht eine solche Liste zum Beispiel jährlich und auch die Unternehmensberatungsfirma Mercer präsentiert regelmäßig ein Ranking der angeblich weltweit lebenswertesten Städte. Wirklich einig ist man sich allerdings nie: In den letzten Ergebnissen des „Economist“ von 2016 steht Melbourne auf Platz 1 der Rangliste – im etwas aktuelleren Ranking von Mercer aus 2017 taucht die australische Stadt nicht mal in den Top 10 auf. Hier steht Wien ganz oben. Die lebenswerteste deutsche Stadt ist laut Mercer übrigens München – und laut „Economist“ Hamburg.

Denkt man etwas kleiner und beschränkt sich nur auf Deutschland, dann zeigt sich schon wieder ein anderes Bild: Auch die „Wirtschaftswoche“ hat ihren eigenen Entwurf eines Städte-Rankings und die besten Städte der Republik gesucht – dieses Mal heißt die Traumstadt München. Hamburg ist abgeschlagen auf dem zwölften Platz – obwohl es doch laut „Economist“ viel weiter oben angesiedelt sein müsste.

Statistische Daten können keine Liebe vorhersagen

Wenn sich nun Verwirrung breit gemacht hat, was denn nun die beste Stadt Deutschlands sei, dann ist das normal, denn bei Rankings scheint sich zumindest ein erkennbares Muster herauszubilden: Die Antwort fällt jedes Mal anders aus. Je nachdem, welche Prioritäten man setzt, landet eine andere Stadt ganz oben. Und dann belegt auch mal Augsburg den ersten Platz – wenn man nach der väterfreundlichsten Stadt Deutschlands sucht. Auch die Macher von „Match My City“ wissen das und sie räumen auf der Seite ein: Mit statistischen Daten lässt sich keine Liebe vorhersagen.

Und was sagt uns das jetzt? Vielleicht hilft auch hier eine Analogie zum Online-Dating und das Bemühen einer letzten Statistik: In einer Umfrage von Statista gaben 47 Prozent der Befragten an, dass für sie nicht Tinder und Co. der beste Weg sei, einen neuen Partner für eine langfristige Beziehung zu finden, sondern der Zufall – und vielleicht gilt das ja auch für Städte.