Amanda Palmer & Edward Ka-Spel
I Can Spin A Rainbow
Cooking Vinyl/Sony (VÖ 05.05.)
Die Dresden-Dolls-Sängerin trifft eine prägende Vaterfigur, aber hat vergessen, für den gemeinsamen Theatralik-Pop ein paar gute Songs mitzubringen.
Oft ist es ja keine allzu gute Idee, seine großen Helden zu treffen. Entpuppen die sich doch bisweilen als unangenehme Zeitgenossen und wollen so rein gar nicht dem Bild entsprechen, das man sich von ihnen aufgrund ihres Werks gemacht hat, und schon sind futsch, all die schönen Erinnerungen. Es ist nicht überliefert, ob das Amanda Palmer auch passiert ist, aber die Crowdfunding-Königin ist bekanntlich extrem offenherzig, wenn es darum geht, Werk und Privatperson miteinander zu verschränken. Erst im vergangenen Jahr hat sie ein Album mit ihrem Papa Jack herausgebracht (YOU GOT ME SINGING), nun arbeitete sie mit Edward Ka-Spel zusammen, einer anderen prägenden Vaterfigur.
Die 41-jährige Dresden-Dolls-Sängerin und der 22 Jahre ältere Mastermind der Legendary Pink Dots singen nun, mal im Duett, mal im Alleingang, von Alpträumen und Kindheitserinnerungen, Traumata und kranken Fantasien. Mal spazieren sie nur am Strand entlang oder marschieren zum Ende des Regenbogens. Die Stimmen der beiden rücken einem auf den Pelz, sie hauchen und flüstern und deklamieren bedeutungsschwer und schaffen eine Vertraulichkeit, die mal aufdringlich ist, mal beängstigend, aber auch theatralisch und prätentiös, bisweilen auch ziemlich peinlich. Dazu klimpert Palmer mit ihrem Klavier, wenn nicht gerade ein Cello seinen melancholischen Frondienst ableistet oder Glöckchen bimmeln. Man kann das intensiv nennen oder intim, es ist aber vor allem sehr erwartbar. Oder anders gesagt: Schön für Amanda Palmer, dass sie ihre Helden trifft, aber das nächste Mal wäre es noch schöner, wenn dabei auch ein paar Songs abfallen würden, die man in Erinnerung behalten möchte.