Cyndi Lauper
Der Popstar aus einer anderen Galaxie. Cyndi Lauper hat mit ihrem dritten Album A NIGHT TO REMEMBER den Plastik-Bonbons abgeschworen. Statt dessen ritt sie mit Martina Wimmer auf Esoterik-Wellen.
Cyndi Lauper lieferte 1984 mit „Girls Just Wanna Have Fun“ die Hymne meines ersten Großstadt Jahres- und meine erste Idee, was „Emanzipation“ auch bedeuten kann. Und dazu diese Frau: schrill, laut, bunt, kurz: unmöglich gut. So wie wir alle sein wollten. Der Typ Mensch, der all jene perfekten und glatten Abziehbildchen in die Ecke verweist und einen morgens wieder hocherhobenen Hauptes in den Spiegel blicken läßt.
Doch wenn Cyndy anno 1989 in den Spiegel schaut, sieht sie etwas ganz anderes: Madame Lauper, in bedecktem Schwarz, läßt zum esoterischen Zirkel bitten. Hoch über den dunstverhangenen Dächern Münchens wandert ihr Blick aus der verglasten Fensterfront ihrer Luxussuite in die Ferne. Cyndi Lauper sieht den Smog nicht. Sie schwebt über den Rauchwolken. „Ich fahre immer mit einer Frau zum Urlaub an die Küste. Wir fahren mit dem Boot raus, und ganz weil draußen auf dem Wasser sehen wir uns die Wolken an und überlegen, was sie sein könnten: ein Vogel, ein Monster…. Manchmal wünschte ich. es gäbe nur den Himmel über mir und ich hätte nichts anderes zu tun als nur den Wolken zuzusehen.“
Hat sie aber – zum Beispiel drei Jahre an ihrem neuen Album A NIGHT TO REMEMBER gearbeitet, mit dem sie sich von ihrem Image als schillernde Pop-Göre verabschieden möchte. „Ich weiß nicht, ob ich erwachsen geworden bin, man wächst einfach täglich. “ Cyndis halbmondförmige Augen werden zu schmalen Sicheln, und ihre Gedanken wandern wieder. In ihrer schläfrig zarten Sprechstimme werden sogar Alltäglichkcilen zu Märchen. Beim freien Assoziieren über Songtexte und Stücke ihrer neuen LP ist sie kaum zu bremsen: ,,’Heading West‘ ist das persönlichste Stück und das beste, das ich je geschrieben habe, im das Gebäude, in dem ich arbeite, bläst immer ein unglaublicher Wind, der allen Leuten die Hüte vom Kopf weht. Ich trage meistens Hüte, und jeden Tag laufe ich ihnen auf der Straße hinterher. Ich liebe Hüte!“
Unter uns schwebt mein Stichwortzettel durch den Dunst davon ….. Hast du dir das schon mal vorgestellt, ein Hut voller Träume: Du trägst deine Gedanken und Wünsche den ganzen Tag unter einem Hut herum, und wenn du ihn abends abnimmst, fliegen sie einfach davon. Oder andersrum: Wenn irgendwo ein Traum herumfliegt, kannst du deinen Hut abnehmen, ihn fangen und zu deinem eigenen machen. Ich denke immer über solche Sachen nach, und wie ich sie in meiner Musik darstellen kann. “ Cyndi Lauper hat vergangenes Jahr einen sehr alten Traum zu ihrem eigenen gemacht. Zusammen mit Jeff Goldblum und Peter Falk stand sie in der US-Komödie „Vibes“ zum ersten Mal vor den Kameras der Traumfabrik. Der Film war – zu Recht – ein Flop, und auch der als Single veröffentlichte Titelsong „There’s A Hole In My Heart“ war weit vo den Spitzen der Hitparaden entfernt. Doch selbst die Erinnerung an den Mißerfolg ihrer steilen Karriere kann ihr das verzauberte Lächeln nicht vom Gesicht hexen. „Ich haue keinen Mißerfolg, ich hatte einen großen Frfolg – für mich. Ich habe viel gelernt dabei. Als ich angefangen habe mit der Schauspielerei, wollte ich genauso sein wie Ingrid Bergman. ich bete sie an. Aber ich habe gelernt, daß man nur gut sein kann, wenn man sich selber kennt und akzeptiert.“
Bei aller Souveränität, mit der siedle größte Niederlage ihres Lebens abtut, kämpft Cyndi immer noch um ihre Position jenseits bonbonfarbener Oberflächlichkeilen. Zur Erholung von der Schlappe hat sie letztes Jahr zusammen mit anderen namhaften Song-Autoren die Reise in die Sowjetunion angetreten, um – wie sie betont – „als Künstlerin und nicht als Popstar“ an einem machtblockübersreifenden Musikprojekt mitzuwirken.
„Fs war das Wildeste, was ich je erlebt habe. Für mich war es wie am Anfang, so einfach und ehrlich. Nach ,Vibes‘ und der Erfahrung in Rußland weiß ich, daß ich nur noch Sachen machen will, die wirklich gut sind. Alles andere ist Zeitverschwendung. Ich werde mein Leben nie jemand anderem anvertrauen als mir selber!“