Billy für die Kids


Ist der Western schon tot oder riecht er nur streng? Wer interessiert sich nach dem Krieg der Sterne noch für den Krieg der Cowboys? Hollywood will's wissen, setzt in "Young Guns" vier seiner Jungstars aufs Pferd und gräbt den guten alten Billy the Kid wieder aus.

Selbst Manitu käme ins Grübeln, würde man ihn fragen, wie oft William H. Bonney schon über die Leinwand geritten ist. Billy the Kid war aus dem Holz, aus dem die Amerikaner Legenden schnitzen, und „Young Guns“ ist der x-te Versuch, seine „wahre“ Geschichte zu erzählen.

Wahr ist sie ausgerechnet in dem Punkt, der als erster Stirnrunzeln auslösen wird: Billy und seine Kumpels waren tatsächlich so jung, sogar noch etwas jünger (knapp bzw. Anfang 20) als die namhaften Herrschaften, von denen sie hier dargestellt werden. Die Hälfte des sogenannten „Brat Packs“ spielt mit: Emilio Estevez („Breakfast Club“, „St. Elmos Fire“), sein Bruder Charlie Sheen („Platoon“, „Wall Street“), Lou Diamond Phillips („La Bamba“, „Stand And Deliver“), Kiefer Sutherland („Stand By Me“, „Lost Boys“), sowie die Zweitligisten Dermot Mulroney und Casey Siemaszko. Nachdem sich auf dem Western-Sektor seit Jahren nichts Nennenswertes mehr getan hat, soll jetzt mit den angesagten Nachwuchs-Stars ein neues Revolvermann-Publikum in die Kinos gelockt werden. Ankommen wird „Young Guns“ allerdings nur bei denen, die nicht älter sind als die Darsteller des Films.

Wer mit John Wayne, Charles Bronson oder auch nur Bud Spencer und Terence Hill großgeworden ist, kauft Estevez & Co. die Pistoleros nicht ab: Emilios Billy wirkt wie ein wildgewordener Martin Semmelrogge, Kiefer Sutherland ist und bleibt auch als Doc Holiday der ältere Bruder von Tom Sawyer und ein hinreißender Charmebolzen-Desperado. Phillips spielt das Halbblut Chavez und versucht in jeder Szene, alle Indianerweisheit dieser Welt in seinen Blick zu legen, während Charlie Sheen mal wieder auf Schlaumeier macht, aber erfreulich früh ins Gras beißen muß. Klischees, daß es nur so kracht, dazu jede Menge Blut. Schweiß, Staub und Kautabak.

Bloß zur letzten und tödlichen Begegnung mit

Pat Garrett kommt es in „Young Giros“ noch nicht: Billy, Doc und Chavez schießen sich durch einen beinah ausweglosen Showdown, Kinney und Murphy wird das Lebenslicht ausgeblasen. Fortsetzung folgt?

Vermutlich nicht, obwohl Regisseur Christopher Cain alle Bild- und Ton-Tricks verbrät, die Leute wie Peckinpah oder Walter Hill seit John Wayne dazuerfunden haben (in guten Kinos fliegen einem noch in Reihe 17 die Kugeln um die Ohren). Zwischendurch darfauch immer wieder herzlich gelacht werden, trotzdem kann „Young Guns“ das Western-Genre nicht von dem Spielplatz-Image befreien, das ihm seit den Waltons und den Daltons anhaftet. Schon gar nicht mit Darstellern, die auch hoch zu Roß aussehen, als säßen sie im Sportwagen, Hubschrauber oder an der Bar eines Nachtclubs.

Bei Redaktionsschluß stand noch nicht fest, ob die FSK den Film ab 16 oder ab 18 Jahren freigibt. Wir empfehlen: bis 24.