Spiel ohne Grenzen


Sie war schon in Ägypten, Südafrika, Indien, Japan und Südostasien. Zehn Jahre lebte LIZZY MERCIER DESCLOUX in New York, und ihre mittlerweile vier Alben erarbeitete die Französin auf den Bahamas, in New Orleans, in Afrika und kürzlich Rio. Mit ihrer Freundin Patti Smith zusammen verfaßte sie einen Poesieband, und ihr demnächst erscheinendes Buch „Buenaventura“ war ursprünglich als Rockoper geplant. „Eine Novelle ist einfacher“, kommentiert sie trocken, türmt ihre aschblonde Mähne zurecht und nimmt grinsend ein Schlückchen Whisky. Die 28jährige entspricht in Wirklichkeit überhaupt nicht dem verträumt-verwuselten Wesen, das sie auf dem Cover ihrer jüngsten LP ONE FOR THE SOUL darstellt. Seit ihren Kindertagen steht sie mit beiden winzigen Füßen fest auf dem Boden jedweder Tatsachen. Aufgewachsen im Arbeitermilieu an der bretonischen Küste, wußte sie sich schon früh durchzusetzen. Ohne Demut oder Stolz erzählt sie: „Ich wußte ziemlich früh, daß ich vielseitiger begabt bin als andere, und das wollte ich einfach nutzen.“

Ihre Weltreisen unternahm das zierliche Energiebündel, „um auf diesem Planeten endlich mal Dimensionen einander zuordnen zu können. Je mehr du von der Welt siehst, desto eher findest du deinen eigenen Standpunkt. Du verlierst auf diesem Weg Ballast und erkennst deinen Weg.“ Als sie Anfang dieses Jahres in Rio an ihrem letzten Werk bastelte, las sie in der Zeitung, daß ihr Idol Chet Baker bei einem Jazzfestival auftreten sollte. Sie rief ihn im Hotel an, schickte Demo-Aufnahmen, und Baker sagte zu, ein paar Trompetensoli beizusteuern.

Grenzen steckt sich Lizzy selbst, nichts ist für sie unmöglich. Als neuen Hauptwohnsitz wählte sie London, .weil da zur Zeit am meisten passiert“. Sie weiß, daß sie keine weiße Billie Holiday ist, aber .ich liebe und respektiere die Musik der Seele und mach‘ das Beste draus.“ Und wenn der Millionenerfolg kommen sollte? „Dann kauf ich mir ’ne Yacht und segle los.“