Stranger in Paris


„Du siehst ihn vor dir“, nuschelt der Künstler ganz wie in seinen Filmen. „Ich bin mein Manager. Es hat mich ein Vermögen gekostet, die loszuwerden, die ich hatte. „

JOHN LURIE liegt auf dem viel zu kurzen Bett seines kleinen Pariser Hotelzimmers. Der Service klappt nicht, vom Telefon ganz zu schweigen, und Lurie at mal wieder Grund, sich zu beschweren —- dafür ist er bekannt. „Man muß Vitalität verlangen, sonst bekommt man sie nicht“, bemerkt er selbstverständlich.

Liefert er selbst Qualität? Charmant arrogant versichert der 34jährige: „Natürlich! Ich muß nur sehen, daß meine Fähigkeiten richtig eingesetzt werden.“ Das provoziert nicht selten Auseinandersetzungen, vor allem mit dem Regisseur Jim Jarmusch.

Jarmusch drehte mit Lurie in der Hauptrolle 1984 den preisgekrönten Film „Stranger Than Paradise“: auf den Filmfestspielen zu Cannes stellten beide gerade ihr jüngstes Werk „Down By Low“ vor, in dem auch Tom Waits mitwirkt. Zu beiden Filmen lieferte Lurie auch die Musik.“.Es ist jedes Mal furchtbar: Ich hasse Jarmusch, jedes Mal will er die Musik in letzter Sekunde haben. Manchmal läßt er mir nur 24 Stunden. „

Warum arbeitet Lurie dann immer wieder mit Jim Jarmusch? „Wir sind ein hervorragendes Team, ganz einfach. „

Schwebt dem Musiker Lurie nach seinen Leinwanderfolgen eine Karriere ausschließlich als Schauspieler vor?

Schließlich gründete der New Yorker aus Minneapolis zusammen mit seinem Bruder Evan („Er ist schwul und Linkshänder“) vor sieben Jahren die auf Anhieb berühmte, weil geniale Undergroundband Lounge Lizards. Lurie zieht unter der Bettdecke sein Saxofon hervor, dem er die abenteuerlichsten Soli zu entlocken versteht: „Das wäre für mich undenkbar. Meine größte Angst ist immer, daß man inzwischen annimmt, ich betreibe Musik nur noch aus Hobby. „

Der Soundtrack zu „Stranger Than Paradise“ (allerdings ohne den Titelsong „I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins) ist gerade erschienen, versponnen atmosphärische Violinmusik, die sich den gefilmten Szenen geschickt unterordnet. Der Jarmusch-Film „Down By Low“, kommt im Herbst in die Kinos, parallel zur Wiederaufführung von „Paradise“.

Wäre der Underground-Multi-Artist, der mühelos als direkter Nachfolger einer transsylvanischen Adelsfamilie überzeugen könnte, wäre er nach acht Filmen und fünf Alben nicht gern reich und berühmt? „Natürlich. Dann würde ich endlich den richtigen Service im Restaurant bekommen. „

Und wie erklärt er sich den häufig erwähnten Erfolg bei schönen Frauen, wo er doch nicht unbedingt der landläufigen Vorstellung eines schönen Mannes entspricht? „Wieso nicht? Dabei habe ich heute noch nicht mal Schatten unter den Augen! Man muß aus sich nur ein Geheimnis machen. Das ist alles. „