Cure
Ich bin viel zu schrecklich, um für irgendjemanden ein Vorbild zu sein“, sagte der Gitarrist und Songschreiber der Cure, Robert Smith, Ende ’82 dem „Melody Maker“. Das war in jenem Jahr, als die Cure unter den schweren/düsteren Wolken ihrer selbstauferlegten Qual im Verlauf der PORNOGRAPHY-Tournee erstickten.
PORNOGRAPHY hieß die letzte Cure-LP in der Besetzung: Robert Smith (Gesang/Gitarre), Simon Gallup (Baß) und Laurence ‚Lol‘ Tolhurst (Schlagzeug). Dieses Album war ein riesiger, metallischer Vulkanausbruch, der sich zart, aber beständig an den Unglücken und Empfindungen des Robert Smith zerrieb; melancholische Dauer-Trauer tropfte aus seinem wehleidigen Klagemauer-Gesang. Obwohl eine Zeile wie: „It doesn’t matter if we all die“ eher lustig und kitschig ist als morbide.
Jedenfalls führte die Totengräber-der-Gefühle-Stimmung, beladen mit gothischem Ballast, bei den Cure zu einem Auslaufen/Ausbrennen jeglicher Ideen, die noch auf Fortentwicklung hoffen ließen. Man wußte: Dies ist das Ende, nach so viel Gewölbe und Schwulst geht nichts mehr! (Die Leute aus der Road-Crew sollen sich nach jener legendären Tournee von jeglicher Musik abgewandt und dem Vergißmein-Nicht-Blumenzüchten zugewandt haben; einer geht diesem Hobby in der Psychiatrie nach). Bassist Simon Gallup verließ die Cure – und der Rest ging ins Bett.
Um die Cure-Monotonie zu brechen, machten sich Robert Smith und Lol Thurston (jetzt zu den Keyboards übergewechselt) auf den Weg zum Spaß, zur Ruhe: mit dem Disco-Experiment „Let’s Go To Bed“.
„The Walk / The Upstairs Room“ heißt Schritt Nr. 2 im Lustrausch der Cure, die melodramatische und elektronische Antwort auf die kurz zuvor erschienene „Blue Monday“ Single von New Order. Die Weichen einer frischen/verspielten Cure waren gestellt. Zusammen mit Phil Thornally (Baß) und Andy Anderson (Schlagzeug) kam der Amateur-Popsong, der sie überall beliebt machte: „Love Cats“.
Smith, der sich inzwischen für orchestrale Arrangements und klassische Musik interessiert und als Gitarrist bei Siouxsie & The Banshees tätig ist, hat im letzten Jahr eine private Show mit dem Banshee-Mitglied Steve Severin veranstaltet: Unter dem Gruppennamen The Glove machten die beiden einen einmaligen Ausflug in die Sonne, BLUE SUNSHINE hieß das Album. Das Projekt war damit auch schon zu Ende.