Jamie Lidell
Building A Beginning
Jajulin/Kobalt/Rough Trade
Der Fan des klassischen Soul gibt sich seiner Leidenschaft hin.
Jamie Lidell ist Soul-Fan. Aber so deutlich wie auf BUILDING A BEGINNING war das bislang selten zu hören. Auf seinem sechsten Solo-Album verzichtet der einstige Vokalakrobat der Dancefloor-Avantgardisten Super_Collider nicht nur auf elektronische Klänge, sondern auch auf alle Versuche, seine Leidenschaft zu modernisieren. Stattdessen setzt er gänzlich auf den wohlig-warmen Sound zwischen Motown und Stax und gibt dem Soul-Crooner, der schon immer in ihm steckte, Zucker. Von Song zu Song fragt man sich, wem Lidell nun wohl huldigt: Ist der Titelsong inspiriert von Marvin Gaye? Steigt für „How Did I Live Before Your Love“ Sam Cooke aus seinem Grab? Sly Stone oder Otis Redding, Wilson Pickett oder Solomon Burke? Dass er auch ein paar jüngere Helden kennt, beweist Lidell mit „Julian“, das Michael Jackson bloß verlegt haben muss, und mit „Don‘t Let Me Let You Go“, das er seinem großen Vorbild Prince wohl schuldig war. So ist BUILDING A BEGINNING vor allem eine Hommage an die größten Tage des Soul. Aber weil Lidell darauf verzichtet, das Klangbild verkratzter Vinyl-Platten zu imitieren, wirkt sein Entwurf lange nicht so verstaubt wie der grassierende Retro-Soul.