Steve Miller


Das Jahr 1966 neigte sich dem Ende zu, als STEVE MILLER nit dem ersten Herbstnebel San Franzisco einzog, Californiens goldener Stadt, die ihm Glück bringen sollte, nachdem ‚er Chikago den Rücken gekehrt hatte. Doch der Empfang war alles andere überwältigend. In Frisco gab es die gleichen Probleme, die ihm auch schon in Chikago zu schaffen machten. Nachdem die von ihm mitgegründete „Goldberg-Miller-Bluesband“ keine Töne mehr von sich gab, war er auch von der Stadt bedient. Was er brauchte, waren neue Gesichter, neue Gedanken und neue Ideen. Frisco bot sich an. 1966 war die Stadt ein Sammelbecken von Flower-Power, Love & Peace, Hippies und vor allem guter Musik. JEFFERSON hatte die ersten Konzerte gegeben und VELVET UNDERGROUND war im Kommen. Es gab schon den „“Underground“, den sich nach einigen Anläufen auch STEVE MILLER erschloss, obwohl er ihm nur manchmal 100 Prozent zusagte.

Denn der heute 27-jährige Steve, in Millwaukee geboren, ist ein Kind des Blues und er ist es bis heute geblieben. Seine 4 Mitstreiter, die dem Blues eine neue Färbung geben sollten, waren alle mehr oder weniger gute Bekannte von ihm. Jim Petermann, Orgel, war mit ihm zusammen gross geworden. Tim Davis, Schlagzeug, verliess mit ihm Chikago. William „Boz“ Scaggs, Gitarre und Mundharmonika, war wohl die schillerndste Persönlichkeit in der damaligen Besetzung. Steve und Boz hatten sich schon mal vor zweieinhalb Jahren gesehen, über Musik diskutiert und waren zu dem Schluss gekommen, mal zusammen zu spielen. Dieser fromme Wunsch ging jedoch erst zweieinhalb Jahre später in Erfüllung. Boz brauchte 1966 nicht lange gebeten werden, Los Angeles zu verlassen und nach Frisco zu kommen. Er machte es schneller, er kam geflogen. Lonnie Turner, Bass, hing damals in Frisco herum, ohne einen festen Job. Er spielte mal hier, mal dort, gerade wie sich die Gelegenheit bot. Er war ziemlich unzuverlässig, verpasste Termine, verschaukelte Typen, auf die er angewiesen war und hasste sterile Studioatmosphären. Doch Steve konnte ihn überzeugen.

Mister MILLER baute seine erste eigene STEVE MILLER BAND auf. Und das war für den damals 23-jährigen eine reife Leistung. In Frisco wurde Miller’s Gruppe in kurzer Zeit bekannt. Live-Auftritte im „Avalon“, „Matrix“, aber auch „Fillmore“ trugen dazu bei, dass sie manchmal auch übers Fernsehen verbreitet wurden. Sie spielten 3 Stücke der Filmmusik zu „Revolution“ und begleiteten CHUCK BERRY auf seiner LP „Live at Fillmore East“. Als Steve 1967 mit seinen Mannen auf dem „Monterey-Festival“ erschien, kamen sie ins gesamt amerikanische Blickfield. Ein Vertrag mit „Capitol Records“ wurde perfekt. Der Ruf, der STEVE MILLER vorauseilte, bewirkte, dass die Plattenfirma die erste Aufnahme vorfinanzierte und 60.000 Dollar an die Musiker auszahlte, noch bevor ein Ton auf Band aufgenommen war. In einem 5-Jahres-Vertrag wurde zugleich der Gruppe die Freiheit eingeräumt, sich ihren Aufnahmeort selbst zu wählen. So kamen die Fünf Anfang 1968 nach London, wo sie zwei Monate lang fast ununterbrochen in den „Olympic-Sound-Studios“ arbeiteten. Die technische Leitung übernahm Glyn Johns (Small Faces, Stones), und er sollte auch noch für weitere drei Alben am Mischpult sitzen.

Die damals entstandene LP „“Children Of The Future“ war zugleich ein Spiegelbild der Gruppe. Im April reisten sie nach Paris, im Mai kam die LP auf den Markt. Sie unterstützte gemeinsam mit einer Single die von Frankreich aus gestartete Europa-Tournee. Schlüsselwort ihrer gemeinsamen Arbeit wurde das Substantiv „Partnerschaft“. Aufgrund der ausgezeichnete Produktionen folgten Auftritte in Klubs, Konzerte, Festivals, folgten Auszeichnungen und Filmmusiken. Nichts erschien für „die Kinder der Zukunft“ ungewöhnlich, waren sie doch selbst aussergewöhnlich. Jede neue LP wurde eine Dokumentation des Fortschritts. Mit einem Schiff ging es los. Steve übernahm das Ruder. Es entstand die LP „Sailor“. Sie wurde im Oktober 1968 veröffentlicht. Bereit zu neuen Abenteuern zogen sie dann geradewegs in die „Brave New World“. Dieses Album entstand 1969. Es folgten Anfang 70 „Your Saving Grace“ und ebenfalls 1970 „Number 5“. Auf der bisher letzten und 6. LP „Rock Love“, die erst vor kurzem erschien, gibt es nur noch STEVE MILLER. Es ist verständlich, dass sich die alte Besetzung nicht erhalten hat. In den 6 Jahren haben insgesamt an die 30 Leute mit STEVE MILLER musiziert. Bekannte Namen waren allemal darunter, z.B. Nicky Hopkins, Lee Michaels, Charly McCoy, Curley Cook, Bobby Thompson und viele andere. Trotz wechselnder Besetzung ist STEVE MILLER seinem Prinzip treu geblieben, das da lautet: Fortschritt.