Shura
Nothing’s Real
Polydor/Universal
Die perfekte 80s-Pop-Illusion, erschaffen von einer 24-Jährigen aus Manchester.
Zunächst mal: Wer Aleksandra Lilah Yakunina-Denton heißt und sich dann den Künstlernamen Shura aussucht, verpasst ein paar Chancen. Warum zum Beispiel nicht Lilah? Das wäre zudem ein schöner Knicks vor Prince gewesen, einem ihrer Idole. Aber gut, Shura sollte es sein. „Welcome to my Shuniverse“ heißt es auf ihrer Homepage. Zu sehen ist ein Jugendzimmer mit Dino und Skateboard, Ghettoblaster und Globus, Heimcomputer und Kaktus. Der Geist der 80er weht durch dieses Foto, der Albumtrailer ist im Comicstil von „Take On Me“ von a-ha gestaltet. In dieser Dekade ist man Shuras Meinung nach also gut aufgehoben. Wie ihr deutscher Kollege Drangsal lässt sich die 24-Jährige nicht bloß inspirieren, sondern macht es sich anspielungsreich in dieser Klanglandschaft bequem.
„Nothing’s Real“ hat einen ähnlichen Twang wie gutklassige 80s-Singles, die es nie auf die Eins, aber sicher in die Top 20 schafften. Man denke an „Cambodia“ von Kim Wilde oder „Nobody’s Diary“ von Yazoo. „Touch“ bringt mehr Gefühl in die Sache, Shura zeigt, dass sie auch weniger keck, dafür sinnlicher singen kann. „Kidz’n Stuff“ packt dann sogar die große Balladenkeule raus, Marke „Take My Breath Away“ – nur mit klügerem Text.
Das ist das Besondere an NOTHING’S REAL, der Titel sagt es schon: Shura weiß genau, dass sie hier ein Pop-Wunderland betritt, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Auch sie besitzt ein Smartphone, twittert und teilt Fotos bei Snapchat. Aber die Illusion eines Jugendzimmers, in dem es neben Dinos und Kakteen nur um Pop geht, ist sehr attraktiv. Tipp: Am besten hören, nachdem man im Kino „Sing Street“ gesehen hat.