Stabil Elite
Spumante
Italic/Rough Trade
Ebenso verchromt wie volatil angelegte Post-Disco für den Frühsommer.
Irgendwelche freundlichen Menschen stellten Stabil Elite vor vier Jahren Flugtickets aus. Sie musizierten sich einmal um die Welt. Afrika, Südamerika, Asien, man kennt das von deutschen Bands, die das Goethe-Institut einmal für sich entdeckt hat. Jetzt könnte man natürlich spekulieren, ob und wie viele Einflüsse all diese fremden Orte auf SPUMANTE genommen haben.
In der Tat laden die Songs dazu ein, denn im Vergleich zum Vorgänger DOUZE POUZE (Platte des Monats im ME 3/2012, wir erinnern uns nur zu gerne) fand durchaus eine Entkopplung zu allen bisherigen Geografien der Band statt, dieser Sound ist im besten Sinne international. Und einmal singt Nikolai Szymanski sogar: „Zeitzonen verbrennen hinter dir. Was hast du außer Koffern zu verlieren?“ Anderseits finden die Reisen, mit denen wir es hier zu tun haben, eher im Kopf statt und führen nicht in konkret greifbare Länder oder Situationen, sondern in eine Matrix, die aus allen möglichen Bestandteilen gewebt und dabei zuhöchst volatil ist.
Musikalisch trifft smarte Post-Disco (Think: Laid Back) auf Yacht, AOR, Muzak und flirrenden, mittlerweile selbst zur Referenz gewordenen Bezugspop der Mittnuller (Von Spar, Jeans Team, Ragazzi). Inhaltlich gibt die Band wenig vor, es sind Stichpunkte, Satzfetzen, sogar Emoticons – ein Song des Albums nennt sich schlicht „<3“ –, mit denen hier operiert wird. Daraus einen Inhalt zu ziehen, das muss der Hörer schon selbst erledigen. Dem Rezensenten gingen folgende Dinge durch den Kopf: Das mittlerweile recht selten gewordene Peugeot-205-Cabrio in der Lacoste-Edition, schneeweiß und auf 1 000 Stück limitiert, weißweinschöne Spätnachmittage in einer Hotelanlage im slowenischen Portorož im Herbst 2001 und der Film „Flucht aus L.A.“ mit Kurt Russell (1996, gefühlt aber 1989). Gegen all das gibt es überhaupt nichts zu sagen!