Kula Shaker :: K 2.0
Viel besser als sein Name und erst recht als der Ruf der Band: Zum 20. Geburtstag ihres Debütalbums erreichen die Psychedelic-Rocker einen verblüffenden Höhepunkt.
Angesichts des trockengelutschten Sequel-Hinweises im Albumnamen will man eigentlich ein stürmisches Rendezvous von Stirn und Wand arrangieren. Hoffentlich wird man nie lesen müssen, dass sich die britischen Psychedelic-Rocker auch „K Reloaded“ oder gar „K – Allein in New York“ als Titel ihrer fünften Platte gut hätten vorstellen können. Noch dazu ist die „Idee“ irreführend, legt der Name doch ein Deluxe-Update des vor 20 Jahren erschienenen Bestseller-Debüts der Inder im Geiste, K, als Inhalt nahe. Das gab es allerdings schon 2011: K – 15th ANNIVERSARY EDITION hat damals genauso wenige Leute interessiert wie die neuen Alben der seit 2006 reformierten Band, STRANGEFOLK und PILGRIMS PROGRESS. Das ist mehrheitlich bedauerlich, denn Songs wie die 2010er-Single „Peter Pan R.I.P“ hätten 15 Jahre davor zu Klassikern der Britpop-Ära werden können.
Auch K 2.0 ist überraschend sehr gut: Beginnend mit dem catchy Mantra „Infinite Sun“, über den legitimen „Hey Dude“-Nachfolger „Holy Flame“ und die vielschichtigen Balladen in der Plattenmitte, „Here Come My Demons“ und „33 Crows“, gipfelt K 2.0 im gewaltigen Finale „Mountain Lifter“ und beschreibt so den klassischen großen Bogen eines Rock-Albums.
Überall blinzeln die Beatles, genauer natürlich: George Harrison durch. Nie gibt sich die Band mit gängigen Strukturen zufrieden. Immer muss ausgebrochen werden. Wenn man jetzt noch daran denkt, dass Sänger Crispian Mills erst 42 Jahre alt ist – heutzutage ja kein Alter mehr im Rock’n’Roll –, sieht man kurzzeitig schon wieder die riesigen Besuchermengen vor sich, die die Band Mitte der 90er anzog.
Aber nein, natürlich werden Kula Shaker auch 2016 wieder ungehört als albernes Oldie-Thema belächelt werden. Von denselben Kritikern, die das gleiche Album, wäre es von Tame Impala erschienen, in den Himmel hochschreiben würden. Aber Träumen wird ja noch erlaubt sein, oder, wie die britische Pop-Art-Legende David Hockney am Anfang von „Oh Mary“ zitiert wird: „In your head you can go anywhere, didn’t you know that? You can even go to the very edge of the universe. You’ll never get there on the bus or spaceship or whatever they think of.“
Mehr News und Stories