Savages
Adore Life
Matador/Beggars/Indigo VÖ: 22.Januar 2016
„Ein Biest von einem Album“ nennen die Londoner Post-Punks ihr zweites Album. Sie haben recht.
Anfang 2015 spielten Savages neun Konzerte in New York. Diese Residenz diente dem Zweck, neue Ideen auszuarbeiten, ihnen das Adrenalin einer typischen Savages-Show zu injizieren. Jeder Auftritt wurde mitgeschnitten, die Reaktionen auf die neuen Stücke analysiert. Einige der schon geschriebenen Songs wurden komplett umgebaut, andere überstanden die Feuertaufe und finden sich auf ADORE LIFE mehr oder weniger in ihrer ursprünglichen Version wieder.
Die Fokusgruppen-Methode hat funktioniert: das zweite Album der Post-Punks ist ein beißendes, hochdramatisches Album geworden. Das lyrische Konzept hinter der Platte ist das der Liebe, in all ihrer lebensbejahenden Kraft, aber auch in ihren Abgründen. Sängerin Jehnny Beth vergleicht Liebe mit einem Kokainrausch („Sad Person“), und beschwört im elegischen, von Störgeräuschen vor sich hin gewehten „Mechanics“, dass ihre Liebe den Test der Zeit bestehen wird.
Die Band hat den punktgenauen Sound ihres Debüts SILENCE YOURSELF (2013) verschärft – vielleicht das Werk des Mischers, Anders Trentemøller. Die Gitarre von Gemma Thompson gibt verstörende Rückkopplungs-Salven von sich und schleudert Single-Note-Riffs ins Feuer der Rhythmusgruppe; der Bass ist im Vergleich zu früher angezerrter, schwingt mal meditativ wie ein Pendel (im grandiosen „Adore“) und geht dann wieder panisch-punkig nach vorne („T.I.W.Y.G.“). Die musikalischen Referenzen auf ADORE LIFE sind so subtil wie geschmacklich einwandfrei (The Jesus Lizard, Swans, Scott Walker), aber bitte reduzieren Sie Savages nicht darauf: sie sind viel mehr als die Summe ihrer Teile.