EL VY

Return To The Moon

4AD/Beggars/Indigo VÖ: 30. Oktober 2015

Fremdgehen im eigenen Bett: Matt Berninger von The National holt sich den Indie-Nerd Brent Knopf ins Haus.

Ein wenig klingen The National wie eine satte Band, die nach vielen Jahren Grundlagenarbeit nun ihren Erfolg genießt. Kann man ja auch verstehen. Aber wenn man die Gruppe live sieht, haut einen Sänger Matt Berninger doch wieder um: Mit König Alkohol im Blut fährt sich der Brummelkopf bei jeder Show hoch, lässt sich dazu backstage von seinem nichtsnutzigen Bruder filmen und wandelt sich optisch vom Jens-Lehmann-Lookalike zum wunderlichen Südstaaten-Großgrundbesitzer.

Dass es ihm selbst ebenfalls bei The National künstlerisch ein wenig langweilig wird, beweist das Projekt EL VY: Zusammen mit Brent Knopf hat Berninger elf Songs geschrieben, seinen Kompagnon kennen Indie-Insider von viel gelobten Bands wie Menomena und Ramona Falls, deren Platten häufig mehr Bewertungssterne bekommen als sie Käufer haben. Basis der Stücke von RETURN TO THE MOON ist die Liebesgeschichte von Didi und Michael, die Berninger im Stil des 50s-Musicals „Grease“ erzählt und dabei an Mike Watt und D. Boon von den Postpunks Minutemen denkt.

Wichtiger als dieser Überbau ist die Musik, denn Berningers Texte funktionieren nur dann, wenn es darunter stimmig klingt. Das zeigen Fehlversuche wie der kaputte Rocksong „I’m The Man To Be“, dessen Humor flöten geht, weil das Lied so eklig klingt. Um Klassen besser sind das muntere Titelstück, das schattige „No Time To Crank The Sun“ und der Softrock von „It’s A Game“. Wenn Berninger am Ende in „Careless“ über enttäuschte Erwartungen und traurige Abschiede singt, ist man ehrlich gerührt, aber auch ein bisschen bockig: Klingt ja doch wie The National!