Mach doch mal den Kopp aus!

Zum 20. Geburtstag ziehen wir mit den Punkrockern durch ihr Berlin. Unsere Titelgeschichte aus der November-Ausgabe des Musikexpress, jetzt in voller Länge online.
Wir haben die Beatsteaks für die Titelgeschichte unserer November-Ausgabe begleitet – über die Dächer von Kreuzberg und im wogenden Menschenmeer beim Lollapalooza bis in eine dampfende Fabrikhalle in Dresden, wo sie eines der denkwürdigsten Konzerte ihrer Karriere gespielt haben. Wir wollten wissen: Wie kann es sein, dass diese Band seit 20 Jahren so gut funktioniert? Und bekamen ein paar verblüffende Antworten …

Diese Geschichte könnte mit einer spektakulären Szene wie dieser enden: Sänger Arnim Balboa marschiert nur mit einem Handtuch bekleidet durch die Tür der Bandgarderobe nach draußen auf den Backstage-Gang, grinst sein dreistes Grinsen der 1000 Zähne und ruft: „Halbzeit vorbei, weiter geht’s – was ist los!?“
Oder damit, wie Schlagzeuger Thomas Götz kraftlos hinter seiner Bude zusammensackt, Handtuch über dem Kopf und sich nicht mehr rührt, bis ein Roadie ihn an die Schulter fasst. Uff: Thomas lebt. Und hebt sogar Hand: Geht gleich wieder. Irgendwie.
Vielleicht ist aber auch dies die letzte Szene: Einige Besucher des Benefiz-Konzerts der Beatsteaks in Dresden skandieren beim Herausgehen ein letztes Mal ihre Parole, die in den vergangenen drei Stunden immer wieder durch das „Eventwerk“ schallte: „Say it loud and say it clear: refugees are welcome here!“
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Aber auch diese Gegend gehört zum Beatsteaks-Land, obwohl die Band sich recht eindeutig an ihrer Ost-Berliner Herkunft festmachen lässt: Gegenüber auf der Schlesischen Straße hat ihr Stammproduzent Moses Schneider sein Studio. Einer ihrer beiden Manager wohnt seit einer halben Ewigkeit ein paar Häuser weiter. Auch Arnim zog vor eineinhalb Jahrzehnten für einige Zeit in diese Nachbarschaft.
ME: Gibt es etwas, was ihr vermisst von dem Berlin von vor 15 oder 20 Jahren?
ARNIM: (überlegt) Nee … Die Clubs, in die wir gegangen sind, gibt’s nicht mehr. Aber dafür gibt’s andere. Wir haben uns ja auch entwickelt, genauso wie die Stadt.
THOMAS: Klar kann man meckern über diese gesellschaftlichen Dinge, dass die Mieten immer teurer werden, die Gentrifizierung – in allen großen Städten. Aber ich höre nichts weniger gern als: „Früher war alles besser.“ Unsere Zeit in den Clubs fiel einfach nur zufällig mit einer sehr aufregenden Phase in Berlin zusammen.
ARNIM: Aber ich liebe diese Stadt so sehr! Ich fühle mich zu Hause hier, immer noch. Obwohl sich die Stadt so rasend entwickelt.