10 Fakten über die Row Zero
Mit „Row Zero“ ist ein Buch über „Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie“ erschienen. Um Rammstein geht es darin nur vordergründig.
Mit „Row Zero“ kam im Mai 2024 ein Buch über Gewalt und Machtmissbrauch im Musikbusiness heraus, was die Musikwelt mächtig aufwirbelte. Wir wollen das Werk zum Anlass nehmen, um einmal 10 Fakten rund um das Thema zu beleuchten.
1. Wie alles begann
Am 25. Mai 2023 nahm alles seinen Anfang: Die Irin Shelby Lynn schrieb auf Twitter, Rammstein-Sänger Till Lindemann habe während eines Konzerts in Vilnius unter der Bühne mit ihr Sex haben wollen.
2. Der Vorwurf des Machtmissbrauchs
Ein Rechercheteam von NDR und „Süddeutscher Zeitung“ ging den Behauptungen nach, sprach mit weiteren mutmaßlich Betroffenen und veröffentlichte Anfang Juni seine vorläufigen Ergebnisse, die Lindemann und andere des Machtmissbrauchs verdächtigen. Hat jede:r mitgekriegt.
3. Die allererste Reihe
„Row Zero“ ist der Name für die Reihe vor der ersten Reihe bei Rammstein-Konzerten, in die sehr junge Frauen geladen wurden, um danach Zugang zur Aftershowparty zu erhalten. Die Existenz dieses Castingsystems bestätigte sogar Lindemanns Anwalt. K.O.-Tropfen seien aber niemals verabreicht worden, jegliche sexuelle Interaktion sei einvernehmlich geschehen.
4. Auf freiem Fuß
Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen mangels Beweisen – es standen keine unmittelbaren Zeug:innen zur Verfügung, die Anzeigen erfolgten durch „nicht am Tatgeschehen beteiligte Personen“ – gegen Lindemann drei Monate später ein. Seine Fans setzen das bis heute mit einem Freispruch gleich.
5. Lindemann liefert Aufhänger
Zwei der Investigativ-Journalist:innen der Ursprungsrecherche, Daniel Drepper und Lena Kampf, haben trotzdem und auch außerhalb der Causa Rammstein weiter recherchiert, mit über 200 Leuten gesprochen, darunter Fans, Mitarbeiter:innen von PR- und Bookingagenturen, Majorlabels, Ex-Firmenchefs, Musiker:innen, Awareness- Beauftragten und Presseleuten, und ein System des Machtmissbrauchs, des strukturellen Sexismus und der Abhängigkeiten in der Musikbranche beschrieben. Für das Buch „Row Zero“ liefert Lindemann als berühmter deutscher, mittlerweile 61-jähriger Rockstar lediglich den Aufhänger und #MeToo-Rahmen. In dem Buch geht es von Groupies der 60er- und 70er-Jahre bis zu deutschen Gangsta-Rappern vielmehr um Hintergründe und Zusammenhänge statt um Scoops. Die grundlegende Fragestellung lautet: Ist etwas legitim, nur weil es nicht illegal ist?
6. … aber nicht nur
Einige Szenen verstören trotzdem: Ein ehemaliger Rammstein-Fan berichtet etwa, dass sie Anfang der Nullerjahre als 17-Jährige angeblich unfreiwillig Sex mit Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz, damals Ende 30, in dessen Haus gehabt habe. Bloß „nein“ habe sie nicht explizit gesagt.
7. Weitere #MeToo-Fälle in Deutschland werden bekannt
Das Label Universal Music wiederum bestätigte den Autor:innen, dass Rapper Gzuz im September 2023 auf einem Firmenevent eine Mitarbeiterin „sexistisch beleidigt und andere beschimpft“ habe – nur Tage davor saß er noch unter anderem wegen Körperverletzung im Gefängnis.
8. Sexueller Missbrauch in der Musikbranche ist nichts Neues
Aerosmith-Sänger Steven Tyler übernahm Mitte der 70er die Vormundschaft für ein minderjähriges Fangirl. Der Mutter versprach er Wohlergehen und Schulbildung, stattdessen gab es Sex, Drogen, Alkohol und eine Abtreibung.
9. Row Zero findet großes Medienecho
Die Rammstein-Recherche mündete nicht nur in das Buch „Row Zero“: Fast zeitgleich erschienen zwei Podcasts, eine Doku, das ganze Programm. Elf Mitarbeiter:innen wurden dafür vom „Medium-Magazin“ gemeinsam als „Rechercheteam des Jahres“ ausgezeichnet.
10. Von wegen Cancel Culture
Rammstein gehen weiterhin auf Tour, ihre Platten stiegen nach den Vorwürfen wieder in die Charts ein. Im Frühjahr 2024 fuhren sie sogar die zwischenzeitlich deaktivierte überdimensionale Peniskanone wieder auf die Bühnen. War was?