Kritik: „Joker: Folie à Deux“ – Ein Film, der den Boden unter den Füßen wegzieht


Immer weiter rein in den Kaninchenbau: Joaquin trifft Gaga, Arthur trifft Harley, und Gotham brennt. Hier unsere Review.

Es ist nicht so, dass Todd Phillips sein Versprechen nicht halten würde. Die meisten haben nur nicht genau zugeschaut, ganz am Ende von „Joker“ vor fünf Jahren. Sie haben sich einseifen und abholen lassen von dem Film, sich auf die Seite des Psychopathen und Verlierers geschlagen: Als wäre der „Taxi Driver“ Travis Bickle allen Ernstes ein Held, als müsste man den „King of Comedy“ Rupert Pupkin feiern, die beiden Filmfiguren, nach deren Vorbild Arthur Fleck konzipiert wurde.

Am Ende des ersten Film wird er der Joker, der Loser, das Mamasöhnchen, der triumphiert und Gotham City in Flammen aufgehen lässt. Wer also von „Folie à Deux“ erwartet, dass die Party jetzt richtig losgeht mit Harley Quinn an seiner Seite (bereit „einen Berg zu bauen“, wie sie wiederholt singt), der hat sich zu sehr von der subversiven Erzählung des ersten Films überwältigen lassen.

That’s entertainment!

Das Ende, wenn Arthur Fleck zu den Klängen von „That’s Life“ durch die Gänge des Irrengefängnisses Arkham geht, ist nicht der Triumph, als das es von manchen gelesen wurde. Wenn der neue Film nun beginnt, ist Arthur noch isolierter, noch weiter in sich zurückgezogen: Noch jämmerlicher sieht Joaquin Phoenix diesmal aus, zum Gotterbarmen, ein ausgemergelter Körper, der sich in sich selbst zu verknoten droht.

Jede neue Musicalnummer, die hier choreographiert wird, „What The World Needs Now“, „That’s Entertainment”, „Close To You“, spielt sich in Arthurs Kopf ab, ist Ausdruck seines ganz besonderen Wahnsinns, sich komplett der Realität zu entziehen. Wenn nun Harley Quinn – Lady Gaga!!! – in sein Leben tritt, ist auch die folgende Romanze mit Vorsicht zu genießen. Und all das, während im Gerichtssaal entschieden wird, ob man den Joker für fünffachen Mord zur Verantwortung ziehen wird. Wo man hinblickt, stellen andere die Weichen für das Leben der Titelfigur, die Wärter in Arkham, die Mitinsassen, der Staatsanwalt, selbst Harley und die Irren im Joker-Kostüm, die durch die Straßen von Gotham marodieren.

Ganz anders, als erwartet

Dieser so geschickt konstruierte Film zieht einem den Boden unter den Füßen weg, ganz anders, als man es erwarten würde.

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„Joker: Folie à Deux“ läuft ab dem 03. Oktober in den deutschen Kinos.

Unsere Wertung: Viereinhalb Sterne