Digitale Hetze: Imane Khelif klagt und zeigt auch auf J.K. Rowling & Musk
Die Olympia-Boxerin Imane Khelif wehrt sich gegen die Aufhetzung in der Geschlechter-Debatte. Neben J.K. Rowling wird in der Klageschrift auch Elon Musk genannt.
Die algerische Boxerin Imane Khelif, die bei den Olympischen Spielen in Paris Gold gewann, sieht sich einer unerbittlichen Hetzkampagne ausgesetzt. Im Zentrum der Kontroverse steht die Debatte um ihr Geschlecht, die sich nach ihrem olympischen Kampf gegen die Italienerin Angela Carini entfachte. Befeuert wurde die Diskussion nun zusätzlich durch Khelifs Sieg einer Goldmedaille. Die Algerierin hat nun rechtliche Schritte eingeleitet und in ihrer Klage prominente Namen wie J. K. Rowling und Elon Musk genannt.
Musk, Rowling und Trump im Fokus von Khalifs Klage
Die Debatte um Khelifs Geschlecht begann nach ihrem Erstrunden-Sieg gegen die Italienerin Angela Carini, die bereits nach Sekunden aufgab. Carini sagte nach dem Ende des Kampfes „Ich bin noch nie so hart geschlagen worden“. Diesen ersten Kampf in der Klasse bis 66 Kilogramm gewann Khelif durch ein technischen K.o. in nur 46 Sekunden.
Der Boxkampf löste eine Welle von Vorwürfen und Hasskommentaren in sozialen Netzwerken aus, die von Kommentatoren wie der britischen Schriftstellerin J. K. Rowling und dem Milliardär Elon Musk befeuert wurden. Rowling postete ein Bild von Khelif mit Carini und schrieb dazu, Khelif sei ein Mann, der „den Schmerz einer Frau genießt“. Musk verstärkte diese Äußerungen, indem er einen Post teilte, der Männer aus dem Frauensport ausschließen wollte.
Nach einem Post der Boxerin zu ihrer goldenen Medaille kommentierten einige Nutzer:innen in Bezug auf J.K. Rowlings Äußerungen. „Ich liebe es wie unglücklich dieser Sieg J.k. Rowling machen muss“ oder „Erheben rechtliche Schritte gegen alle, die dir die Schuld geben! Du bist die Beste! Gehen deinen Weg weiter!“
In ihrer Klage, die Khelif in Frankreich eingereicht hat, werden auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump und weitere prominente Persönlichkeiten genannt, die die Hetze gegen sie unterstützt haben. Khelifs Anwalt betonte, dass sich die Klage nicht direkt gegen diese Personen richte, sondern sie darauf vertrauen, dass die französischen Behörden die Ermittlungen führen und entscheiden, welche Personen relevant für die Klage sind.
Olympisches Komitee verteidigt Khelif: „Diffamierung basiert auf Lügen“
Während einige ihre Unterstützung für Khelif zum Ausdruck brachten, machten viele ihrem Unmut Luft und stellten die Fairness ihres Sieges infrage. Besonders in den sozialen Medien wurden teils heftige und persönliche Angriffe gegen die algerische Boxerin laut. Das algerische Olympische Komitee verurteilte die Angriffe und stellte sich klar hinter Khelif. „Diese Diffamierungsversuche basieren auf Lügen und sind völlig ungerecht, insbesondere in einem entscheidenden Moment wie den Olympischen Spielen“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme.
Der Ursprung der Debatte liegt in der Entscheidung des Internationalen Boxverbandes (IBA), Khelif und die Taiwanesin Lin Yu-Ting von der Weltmeisterschaft 2023 auszuschließen. Der Verband behauptete, dass beide Athletinnen die Geschlechtskriterien nicht erfüllten, was durch nicht näher spezifizierte Tests nachgewiesen worden sei. Diese Tests und ihre Ergebnisse bleiben jedoch vertraulich und wurden dem Olympischen Komitee, trotz Nachfrage, nicht ausgehändigt.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC), das den IBA seit 2019 aufgrund von Korruptionsskandalen suspendiert hat, erlaubte Khelif und Yu-Ting jedoch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris. Das IOC erklärte, dass die Eintragung im Geburtsregister ausschlaggebend sei und nannte die Entscheidung der IBA „willkürlich“.
Der IOC-Sprecher Mark Adams äußerte sich wie folgt zur Zulassung der beiden Boxerinnen: „Es sind Menschen involviert, wir sprechen über das Leben von Menschen. Sie sind in Frauenwettbewerben angetreten, sie haben gegen Frauen gewonnen und sie haben gegen Frauen verloren über die Jahre.“
Giorgia Meloni kritisiert Entscheidung, Angela Carini verteidigt Khelif
Die Diskussionen um Khelifs Geschlecht wurden neben der Hassrede zunehmend auch von Desinformation begleitet. Im Netz kursierten zahlreiche Falschmeldungen, die behaupteten, Khelif sei ein Mann oder intergeschlechtlich. Auch ältere Fotos von ihr wurden manipulativ verbreitet, um diese Behauptungen zu stützen.
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kritisierte die Entscheidung des IOC scharf und sprach von einem „ungleichen“ Wettbewerb. Sie argumentierte, dass Athletinnen mit männlichen genetischen Merkmalen nicht an Frauenwettbewerben teilnehmen sollten, um den Schutz der weiblichen Sportlerinnen zu gewährleisten. Unterstützung erhielt sie von Vizepremier Matteo Salvini und Sportminister Andrea Abodi, die ebenfalls Zweifel an der Fairness äußerten.
Trotz der aufgeladenen Stimmung meldete sich die unterlegene Boxerin Angela Carini zu Wort und verteidigte Khelif. Sie betonte, dass sie die Entscheidung des IOC respektiere und die Diskussion während ihres Wettkampfes ausgeblendet habe. Dennoch zeigte sich Carini emotional betroffen von den Umständen ihres schnellen Ausscheidens. „Diese Kontroversen haben mich traurig gemacht, und es tut mir leid für meine Gegnerin, die genauso wie ich nur hier ist, um zu kämpfen“, sagte Carini in einem Interview.
„Die algerischen Frauen sind ein Modell für die ganze Welt“
Auch IOC-Präsident Thomas Bach äußerte sich zu der Thematik. Er bekräftigte, dass Khelif seit sechs Jahren auf internationalem Niveau an Wettkämpfen teilnehme und fügte hinzu, dass man in einem Treffen mit Meloni übereingekommen sei, den wissenschaftlichen Hintergrund der Thematik weiter zu klären.
Nach ihrer Rückkehr nach Algerien wurde Khelif von einer jubelnden Menge empfangen. Sie dankte ihrem Volk für die Unterstützung während dieser schwierigen Zeit und betonte, dass sie stolz sei, die algerische Flagge in Paris gehisst zu haben. „Die algerischen Frauen sind ein Modell für die ganze Welt“, sagte Khelif und fügte hinzu, dass die Angriffe auf sie auf Lügen und Verleumdungen basierten.