Aimee Mann

Q#%&*! Smilers

Aimee Mann ist weder niedlich noch verrückt noch würde man ihr besonderes Ungestüm attestieren. Mit ihrer tiefen Stimme und ihren klugen gelassenen Liedern klingt die spröde Kalifornierin seit jeher ein wenig so, als wisse sie mehr als alle anderen Kolleginnen. Ihre distanzierte Art strahlt eine enorme Souveränität aus, jedoch war es bislang nicht immer leicht, mit ihrer Musik eins zu werden. Das ist auf ihrer neuen Platte anders. Q#%&*! SMILERS enthält vollmundige, toll orchestrierte Songs, die keine andere Singer/Songwriterin in dieser eigensinnigen Poppigkeit hinbekäme. Aimee Manns Geschichte ist wie die vieler anderer 90er-Songschreiber-Mädels von Missverständnissen geprägt. Wer damals wie auch etwa Paula Cole oder Jewel ordentlich Gitarre spielte, lange Haare und seine Wurzeln im Folk-Pop der 70er hatte und dann einen Hit in den Charts erzielte, wurde gern rasch als Melrose-Place-Gitarrenpop abgehakt. Aimee Mann coverte aber viel lieber Harry Nilsson, Springsteen und Brian Wilson und probierte mit Leuten wie Matthew Sweet und Juliana Hatfield herum als einen Mainstream- Hit hin zu schreiben.Das gab natürlich Gezicke seitens der Plattenfirma. So gründete Mann ihr eigenes Label „Super Ego“ und veröffentlichte zwei kommerziell unbeachtete Selbstverwirklichungs-Platten. Als sie 2000 den Soundtrack zu „Magnolia“ schrieb und für einen Grammy nominiert wurde, mochte man sie plötzlich wieder. Manns Reaktion: erst mal ein kantiges Konzeptalbum und eine Weihnachtsplatte. Inzwischen scheinen alle Wogen geglättet: Die neue Platte mit dem sperrigen Titel, der zur kreativen Schimpf- wortbildung für all die hohlen „Smilers“ dieser Welt inspirieren soll, ist getragen von gutem Songwriting, exquisiten Arrangements und Manns prägnantem, klarem Gesang, der hier wärmer klingt als je zuvor. „Freeway“ ist flotter Countrypop mit eingängigem Basslauf und schönem Harmoniegesang im Refrain; bei „It’s Over“ klingt Manns Stimme neben Klavier und schönen Streicherarrangements fast selbst wie ein Instrument. „Looking For Nothing“ und „Phoenix“ sind Balladen, zu denen man gern ein Leben lang den Pacific Coast Highway rauf und runter fahren möchte.

Kristina Koch – 02.07.2008

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