Guz :: In Guz We Trust

„Musik geht mir auf den Sack / und alle Musiker in dieser Stadt.“ Diese Aussage stammt – man lese und staune – aus dem Song „Musik“ von Oliver „Olifr“ Maurmann, Musikinteressierten besser bekannt unter dem Namen

Guz

und als Frontmann der Aeronauten. So ironisch und vielleicht auch plakativ sie auch verstanden werden kann, unterstreicht sie mit Nachdruck die Attitüde, mit der der Schweizer seit jeher zu Werke geht: Das Ziel steht im Mittelpunkt des Interesses, während der Weg dort hin möglichst einfach und direkt sein muss. Mit anderen Worten, Musik muss eine Kunstform sein, die auch auf das Wesentliche reduziert nichts von ihrem Wert einbüßt. Marktmechanismen und kommerzielles Denken spielten in seinem Schaffen ebenso wenig eine Rolle wie die Sorge um technische Details. Guz zelebrierte leidenschaftlich den Punk im Kleinen, blieb dabei aber immer eine Art Anti-Punk, der sich nie in leeren Worthülsen oder stumpfsinnigen Parolen verirrte.

IN GUZ WE TRUST

ist nicht nur eine Retrospektive auf Guz’ erste Schritte als musizierender Künstler und als solche eine Zusammenfassung der Anfänge, sondern bringt exakt auf den Punkt, was seine Musik auch heute noch so unfassbar liebenswürdig macht: die Unbeschwertheit und die Kindlichkeit seiner Texte, in denen er alltägliche Geschichten oder skurrile Situationen als einen Haufen von Simpeln hinterlässt und sie so weit wie nur möglich reduziert, wie das Beispiel „Frauenfelder Helden“ verdeutlichen soll: „Einmal waren wir in Frauenfeld / und besuchten einen Frauenheld. // Wir kamen grad vom Einkauf heim / da war er schon am Absaufen. // Wir bezahlten den versoffenen Wein / und trugen ihn zusammen heim. // Ich machte ihm noch einen Tee / und brachte ihn dann ins Bett.“ Die Kritik an gesellschaftlichen oder politischen Themen bleibt dabei auf einer so subtilen Ebene stehen, dass sie gelegentlich im Missverständnis zu versinken droht.

Guz

packt die Gesellschaft in einen „Kleintierzoo“, bastelt sich in „Genforscher“ eine Freundin, macht in „Weltscheibe“ die Welt zu, ähm, einer Scheibe und malt in lieblichen Instrumentalstücken wie „Tanzbär“ „Life On Moon“ oder „Sandsturm“ unmissverständliche Bilder, ohne ein Wort zu sagen. „The Choice Of A New Generation“ deutet mit seiner einigermaßen aufgeräumten Songstruktur hingegen das an, was sich später bei den Aeronauten finden sollte. Und „Mir sin so härt“ ist eines der seltenen Stücke, die er auf Schweizerdeutsch zum Besten gibt. Eines aber haben sie alle gemeinsam: Es sind kleine, skizzenhafte Kunstwerke, die an Simplizität kaum zu überbieten sind und die Bezeichnung „Song“ gar nicht verdienen angesichts der Tatsache, dass es sich oft um 5-Sekunden-„Lieder“ handelt, die schlichtweg auf Songlänge – was bei Guz selten mehr als zwei Minuten bedeutet – ausgedehnt werden. Dass die meisten davon auf Kassettenrekordern oder auf einem Vier-Spur-Gerät aufgezeichnet wurden und mit einfachster Instrumentierung oder analogen Computerloops auskommen, verleiht ihnen zusätzlichen Charme.Auch nachdem

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Anfang der 90er Jahre die Aeronauten gegründet hatte, behielt er seinen eigenen kleinen musikalischen Kosmos in verschiedenen One-Man-Bands (Averells, Smartcores), in denen er sich, kompromisslos und frei von irgendwelchen Zwängen, weiterhin austoben konnte. Daneben war er auch als Chabis, Freds Freunde, Raumpatrouille Rimini (mit Stephan Ramming) oder Die Zorros (mit Lightning Beatman, aka Reverend Beatman) in diversen anderen Projekten zu hören. Ende März erscheint nun sein neues Soloalbum.Unter welchem Namen auch immer Guz seine Kreativität ausdrückt, eins ist sicher: IN GUZ WE TRUST.

David Gadze – 31.01.2008

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