Herbert Grönemeyer :: Schiffsverkehr

EMI

Pop-Rock: Zwischen Ambition und Resultat klafft eine Lücke.

Ein Fuchs ist er, dieser Herbert Grönemeyer. Bei der stundenlangen und per Radio-Schaltung in alle Teile der Republik übertragenen Präsentation von Schiffsverkehr, die zuerst auf einem, hihi, Schiff und dann im Berliner Haus der Kulturen der Welt stieg, gab er den Journalisten ziemlich genau mit auf den Weg, was sie zu schreiben hatten. „Kompakt“ sei die Platte, und eher an seine Großwerke der Achtziger als an das zuletzt erschienene, etwas verwinkelte 12 erinnernd. Vielleicht hat er insofern recht, als dass er tatsächlich eine gewisse Verknappung im Format anstrebte und letztendlich auch erreichte. In den Songs steckt indes gleichzeitig zu viel als auch zu wenig. Zu viel, weil die Instrumentierung gerade der ersten Songs wirr und manchmal hoffnungslos überladen wirkt. Da zitiert Grönemeyers Band Glamrock, aber auch Rammstein, versucht eine Härte zu etablieren, die im weiteren Verlauf des Albums immer mal wieder auftaucht, aber eigentlich keine besondere Aufgabe besitzt. Das nervt und schiebt Songs wie „Kreuz meinen Weg“ und „Fernweh“ nah Richtung Schunkel-Hölle der Subway-To-Unheilig-Schule. Das andere Extrem ist die klassische Grönemeyer-Ballade, etwa „Unfassbarer Grund“. Besinnlich und durchaus angenehm, wie auch die neue Interpretation des altbekannten „The American“-Themas. Problematisch sind die Texte, weil sie keinerlei Linie verfolgen. Es geht zwar um die Alzheimererkrankung der Mutter (einer der besten Songs auf dem Album: „Deine Zeit“) und den Afghanistan-Krieg, manchmal aber auch um ein schwer definierbares und eher inhaltsarm wirkendes Wasteland zwischen Liebe und Selbstbehauptung, zwischen Gefühligkeit und maritimer Phrasendrescherei.