Nouvelle Vague :: Couleurs Sur Paris

Barclay/Universal

Die Franzosen covern wieder, diesmal französischen New Wave, und erinnern damit an eine oft vergessene sehr kreative Periode französischen Musikschaffens.

Es war höchste Zeit, dass was passiert bei Nouvelle Vague. Spätestens mit ihrem dritten Album hatten Marc Collin und Olivier Libaux ihr ursprünglich charmantes Konzept völlig überstrapaziert. Kaum ein Cafébesuch ohne die zu Hintergrundmusik domestizierten Punk- und Wave-Songs. Das neue Album von Nouvelle Vague ist interessanter. Franzosen covern Franzosen – und zwar aus der vielleicht letzten richtig kreativen Ära im französischen Pop: dem New Wave der Siebziger- und frühen Achtzigerjahre, als Melancholie, Punk-Aufbegehren und Hedonismus in gespielt naiven Elektro-Punk und Wave-Pop gegossen wurden. Couleurs Sur Paris versammelt bekannte und vergessene Stücke sowie solche, die nur in Frankreich groß herausgekommen sind. Die positivste Veränderung des Konzepts ist, dass die Stimmen und die Produktion kraftvoller und variantenreicher ausfallen. Vanessa Paradis macht sich mit ihrer typischen Lässigkeit und Süße Etienne Dahos luftiges „Week-end À Rome“ so zu eigen, als wäre es ihr größter Hit. Einige Songs verlieren ihre charmanten Kanten. Das kühle Synthiepop-Stück „L’Aventurier“ von Indochine gewinnt zwar in der neuen Version an Tiefe, aber die bräuchte es gar nicht. „Amoureux Solitaires“ von der Schwulendisco-Ikone Lio ist als Original eh nicht zu übertreffen, kann also in der neuen reduzierten Variante nur langweilig sein. Les Rita Mitsoukos „Marcia Baila“, vielleicht der prägnanteste Hit des Albums, bringt in der Neubearbeitung keine neuen Erkenntnisse. Die größte Errungenschaft des vierten Teils der Reihe: Man erinnert sich daran, wie gut und speziell die Stücke im Original sind und dass man sich mal in den französischen New Wave reinsteigern sollte.