Erdmöbel :: Krokus

Edel

So schön sperrig wird der Diskurs-Pop nie wieder.

Die deutsche Sprache hält schon allerhand sperrige Wörter bereit. „Tempotaschentücher“ zum Beispiel, „Silageplane“ oder auch „Rolladenschlitz“. Markus Berges singt sie trotzdem. Auch auf KROKUS wieder, dem achten Album von Erdmöbel. Momentan wohl geht niemand sonst in Deutschland, auch kein Kristof Schreuf und kein Jochen Distelmeyer, so souverän und selbstverständlich um mit dem Deutschen als Singsprache. Das hat viel damit zu tun, dass Berges vom Alltag und vom Arbeiten, von der Liebe und auch von einer „Ausstellung über das Glück im Hygienemuseum Dresden“ erzählen kann, ohne der Sprache Gewalt anzutun, aber vor allem ohne Angst vor all den Worten, an die sich sonst keiner ran traut. Das hat aber ebenso viel damit zu tun, dass Erdmöbel ihrer musikalischen Mittel mittlerweile so sicher geworden sind, dass sie Bossa-Rhythmen und Posaunenchor, wohl temperiertes Klavier und sonnige Akustik-Gitarren in schönster Eintracht miteinander verschmelzen, als wären Prefab Sprout in einen Jungbrunnen gestolpert. Mit dieser entspannt dahin schlendernden Musik im Rücken wird vieles einfacher: Da kann man schnell eine großartige Platte hinlegen, nebenbei den Diskurs-Pop wiederbeleben und selbst ein Wort wie „Nordrhein-Westfalen“ unfallfrei singen.

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Story S. 14