Die Ärzte

Overkiller

Universal 150 Minuten

When I'm 84: Die Ärzte blicken zurück auf das zweite Jahrtausend ihres Videoschaffens.

Wenn man eine Band wäre, die Wert auf Gag-Originalität legt – man müssie verzweifeln mit Die Ärzte. Die sind immer früher dran. Hauen Ideen raus, bei denen man sich fragt: Warum ist niemand vorher drauf gekommen? Im Fall der Clipsammlung „Overkiller“ lautet ein Teil der Antwort: Weil es kaum eine andere Band gibt, die sich mit einer solch bedingungslosen Bereitschaft zur Albernheit auf die Schippe nimmt. In den zu kleinen Filmchen erweiterten Menüs und Untermenüs nehmen Bela, Farin und Rod, alle schon schwer über 40, nämlich das Urproblem der Jugendkulturform Rock’n’Roll und den gerade den berufspubertären Ärzten gegenüber immer wieder vorgebrachten Anwurf „Wie lange darf man das noch machen?“ als Meta-Jokus auf die Hörner- und erscheinen mittels eines mit Make-Up simulierten Zeitsprungs von ca. 40 Jahren als nicht sehr rüstige Tattergreise, die durch ihr archiviertes Werk führen.

Sie hängen auf der Chaiselongue ab, unkontrolliert einnickend, humpeln mit Gehhilfen durchs Bild, pöbeln den User an, der versucht, aus der mutwillig logikfreien Menüführung schlau zu werden – und sind dabei so überzeugend, dass man sich die Augen reibt, wenn Farin und Bela einen Klick weiter in ihrem halbwegs faltenfreien 2009er Selbst dasitzen und den grandiosen Unfug kommentieren, den ihre ersten Super-8-Kurzfilmversuche darstellen. Diese legendären „Graveyard Funnies“ wurden für „Overkiller“ ebenso aus halbverschollenen Quellen gemolken wie eine Reihe anderer Eigenartigkeiten, die im digitalen Labyrinth versteckt sind: unmöglich für einen in dieser Disziplin nicht eben Ausgebufften, den ganzen famosen Quatsch aufzutun, bevor die Deadline für diese Rezension auslief. Dafür sind lange Winterabende da. Insofern auch eine nachhaltige Sache, diese DVD.