King Crimson – In The Court Of The Crimson King / Lizard / Red

Als einzige Konstante im offenen Konzept duldete Chefdenker Robert Fripp im Laufe der Jahrzehnte den steten Wandel seiner Band. Zu welchen Höhenflügen King Crimson imstande waren, demonstrierte das Ensemble im Gründungsjahr 1969. Mit dem Meilenstein IN THE COURT OF THE CRIMSON KING definierten sie das Genre Progressive Rock. Eine neue Generation virtuoser Musiker fusionierte Rock, Jazz, Folk und Klassik mit deutlichem Hang zu Improvisation, Überlänge und Experimentierlust. Zum 40. Bühnenjubiläum wertet Fripp das gesamte Repertoire peu à peu noch einmal auf. In gleich drei Formaten, darunter auch eine opulente 5-CD/DVD-Box, liegt das Debüt im optimierten Mix der Original-Mastertapes, diversen Bonustracks sowie rarem Videoclip der Band beim Hyde-Park-Spektakel der Rolling Stones vor. Die Innovation war in Fripps Universum stets ein Anspruch. Wie Procol Harum mit Keith Reid leisten sich auch King Crimson in Pete Sinfield einen Hauspoeten. Sowohl für das konzertante „Moonchild“ als auch für die dynamische Kakophonie „21st Century Schizoid Man“ fand er Worte fernab der üblichen Räucherstäbchenlyrik. Keine Diskothek, die seinerzeit in bekifften, vertrippten Nächten ohne den Titeltrack ausgekommen wäre. Deutlich mehr am Jazz ausgerichtet präsentierte sich 1970 das dritte Album LIZARD – mit zahlreichen Gastmusikern und ohne den zu ELP abgewanderten Greg Lake eingespielt. Mel Collins‘ Saxofonsolo dominierte im Opener „Circus“, Pianist Keith Tippet spielte verkopft, Bassist Gordon Haskell ersetzte den abtrünnigen Lake, und Yes-Frontmann Jon Anderson gastierte im Titelsong, einer vierteiligen Suite von knapp 24 Minuten Länge. Als 1974 das siebte Werk RED des ersten Crimson-Kapitels erschien, war die Band nur noch ein Trio. Als Kernstück zitiert das Instrumental „Red“ das harsche Metalchaos von „21st Century Schizoid Man“ und dehnt die Grenzen noch weiter aus – ein Epilog, der Sonic Youth und Hüsker Dü als Vorlage für zukünftige Noise-Attacken dienen sollte. Visionär nehmen „Fallen Angel“, „Starless“ und „Providence“ die transatlantische Version von King Crimson vorweg, die sich erst 1981 konstituierte.

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