Das Lieblingsspiel

Neuausgabe zum 75.: Cohens Debütroman, .einer der zehn besten Romane des 20. Jahrhunderts“ (Globe & Mail).

Die Welt kennt Leonard Cohen seit dem Erscheinen von „Suzanne“ vor 42 Jahren als unnachahmlichen Interpreten unverwechselbarer musikalischer Werke, aber das ist im Grunde ein Missverständnis. Eigentlich ist der stillste aller Komponisten und Sänger unserer Zeit Literat und wollte auch nichts anderes werden, als er 1956 als 22-jähriger Student seinen ersten Gedichtband veröffentlichte und auf die griechische Insel Hydra zog, um ein bescheidenes Leben zu führen und zu schreiben. Es folgten bis zum Beginn seiner zweiten Karriere drei weitere Bücher mit Gedichten (u. a. 1964 das erfolgreiche und umstrittene „Flowers For Hitler“) sowie zwei Romane, deren erster, 1963 erschienen, nun in neuer Übersetzung vorliegt. Es ist die fragmentarisch und in höchst origineller Sprache, gleichermaßen schonungslos wie behutsam und höchst poetisch erzählte Geschichte des jungen Dichters Lawrence Breavman, der sich wie in einem Film mit schnellen Schnitten an seine Kindheit erinnert, an den vom Kriegswahnsinn gezeichneten, früh verstorbenen Vater, den besten Freund, die merkwürdigen Händel der Erwachsenen, die nicht minder rätselhaften und doch ganz normalen Spiele der Kinder. Breavman, dessen Leben viele Übereinstimmungen mit dem seines Schöpfers aufweist, erlebt als Schriftsteller erste Erfolge und entdeckt die Liebe, zunächst flüchtig/sexuell, dann wahr und total, – und sich selbst. Ein ungeheuer faszinierender, wunderbarer Roman, der (um es altmodisch zu sagen) in jedes Bücherregal gehört, dessen Besitzer ein Herz und eine Seele hat. Trotz liebloser handwerklicher Verarbeitung und ausgesprochen hässlichem Cover.