Slumdog Millionär von Danny Boyle und Loveleen Tandan :: Papierflugzeuge

Zunächst einmal erzählt SÜ’MDOG MILLIONÄR eine Lovestory. Machen ja alle Klassiker der Filmgeschichte. Dabei ist Danny Boyles dritter Geniestreich in diesem Jahrzehnt (nach 2S DAVS LATER und SINSHINE) regelrecht beseelt vom unbedingten romantischen Glauben daran, dass das Vertrauen auf die Liebe Berge versetzen kann. Und er hat den nötigen narrativen Drive und die visuelle Gestaltung, seine naive Überzeugung im Angesicht von Armut und Elend, von Ausbeutung und Besitzgier zur perfekten Triebfeder für dieses völlig unglaubliche Märchen zu machen. Ein junger Muslim aus den Siums von Mumbai macht nur deshalb bei „Wer wird Millionär?“ mit, weil er keinen anderen Weg sieht, der Frau seines Lebens seine Liebe zu erklären, kann dann aber doch Frage um Frage beantworten, weil jede davon einen Zusammenhang mit seinem Leben hat. Während die Produzenten der Sendungen noch glauben, einem Betrüger aufgesessen zu sein, setzt sich die Geschichte des Jungen mit jeder neuen Gewinnstufc weiter mosaikartig zusammen. Allein die vogclwilde Struktur, die zwei Rückblendenstränge ineinander verschachtelt, ist Grund zur Freude. Wie Boyle sich aber innerhalb des straffen Konstrukts noch alle gestalterischen Freiheiten nimmt, um das Indien von heute in allen Facetten zu zeigen, sich an Farben und Formen zu berauschen und eine hochpolitische Parabel auf das Zusammenwachsen von Erster und Dritter Welt, auf das Nebeneinander von Reich und Arm zu erzählen, das könnte auch M.I.A. in ihren Songs nicht besser. Als hätte Frau Arulpragasamfürihr „Paper Planes“ -„All I wanna dois (BANG BANG BANG BANG!) I And (KA-CHING!)/ And uke your money“ – nicht ein Sample von The Clash, sondern von Dickens‘ „Oliver Twist“ benutzt.

www.slumdog-millionaer.de

Start: 19. März