Die heißesten Newcomer 2015: Ibeyi – In der Mitte liegt ein Ozean


Minimalistische Rhythmen, Klaviermelodien und eine exotische Sprache reichen sich die Hand, um zu einer Weltmusik 2.0 zu verschmelzen.

Knapp 8000 Kilometer liegen zwischen Frankreich und Kuba. Eine Entfernung, über die Ibeyi mit ihrer Musik glatt hinwegtäuschen. Lisa-Kaindé und Naomi Diaz kombinieren klassischen Soulgesang mit kühlen Beatminiaturen. Das Besondere: Zwischen den englischen und französischen Texten der Zwillingsschwestern lassen sich immer wieder Zeilen auf Yoruba, einer nigerianischen Sprache, die in Teilen Kubas gesprochen wird, finden.

Die 20-jährigen Pariserinnen, die in ihrer Kindheit zwei Jahre lang in der Karibik lebten und auch heute noch jedes Jahr für einige Wochen im kubanischen Elternhaus Urlaub machen, fühlen sich als Bürgerinnen zweier Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: „Familie und Freunde wohnen dort in einer Gegend ohne Internet und stabile Telefonleitung. Eine Lebensform, die genauso wie die französische zu unserer Identität gehört“, sagt Lisa-Kaindé.

Dass sich Ibeyi (was auf Yoruba übrigens, klar, „Zwillinge“ bedeutet), bereits auf ihrer EP OYA voller Hingabe über musikalische Genre- und Kulturgrenzen hinwegsetzen und einen erfrischend reduzierten Weltmusik-Sound erschafen, kommt nicht von ungefähr: „Unser Vater war Teil des Buena Vista Social Club, unsere Mutter nahm uns früh zu Konzerten mit“, erzählt Naomi. Klar, dass solch eine Kindheit Einfluss auf die musikalische Sozialisation nimmt.

Darüber hinaus haben die Schwestern aber auch eigene Musikvorlieben entwickelt und sind sich auch untereinander nicht immer einig: Während die sonst dem Jazz verschriebene Lisa-Kaindé gerade Bon Iver für sich entdeckt hat, hört Naomi am liebsten HipHop, Dancehall und Funk. Im Februar erscheint das Debütalbum, schlicht IBEYI benannt, bei dem kubanische Traditionsgesänge auf cleane, erwachsene Popsongs treffen. Ach ja, einig sind die beiden sich musikalisch derzeit nur bei einem Künstler: James Blake.

Ein bisschen wie: zu kalt, um ins Meer zu springen
Gar nicht wie: Cocteau Twins, Twin Shadow, The Twins

Dieser und alle weiteren Artikel über die Newcomer dieses Jahres sind in der Februar-Ausgabe des Musikexpress erschienen.