HERZPLATTEN
SEX PISTOLS
THE GREAT ROCK’N’ROLL SWINDLE
1979
Ja, die Pistols haben nur eine Platte veröffentlicht, NEVER MIND THE BOLLOCKS , das ultimative Rock-Statement. Und doch ist der „Nachfolger“, Soundtrack zu Malcolm Mc-Larens irrwitziger filmischer Geschichtsfälschung, wichtig für das Verständnis dieser Band, die es bei Veröffentlichung der Platte nicht mal mehr gab: Sich kurz nachdem man die Welt verändert hatte mit Quatsch wie Disco-und Sauflied-Versionen eigener Songs von jeglicher Erwartungshaltung zu lösen, das ist Punk.
THE JESUS AND MARY CHAIN
PSYCHOCANDY
1985
Ein Mini-Snippet aus „You Trip Me Up“ auf einer unsexy „Rocklexikon“-CD-Rom genügten, um mein erstes selbstverdientes Geld in dieses Album zu investieren. Lange erfreute ich mich an der Vermutung, ich hätte es hier mit einer raren Fehlpressung zu tun -dieser Noise konnte ja nicht beabsichtigt sein. Und er war es doch! Die Gebrüder Reid prägten mit ihren Girlgroup-Melodien, die sie vor eine Wall of Feedback stellten, die Indie-Szene wie kaum eine andere Band der 80er-Jahre.
DIGITAL UNDERGROUND
SEX PACKETS
1990
Das HipHop-Kollektiv um MC Shock G, der sich gerne als sein Alter Ego Humpty Hump mit Gagbrille samt angehängter Riesennase zum Idioten machte (noch mal: ein Rapper, der sich gerne zum Idioten machte!) war 1990 auf dem Sprung in die Oberliga: Ihrem US-Nr.-11-Hit, dem Partyklassiker „The Humpty Dance“, schob die Gruppe dieses wunderbar spinnerte Konzeptalbum über eine Orgasmuspille hinterher, 2Pac gehörte zu ihren Tänzern. Danach wartete leider der lange Abstieg in die Obskurität.
BETH GIBBONS & RUSTIN MAN
OUT OF SEASON
2002
Mit ihrem einzigen Solo-Album zeigte die Portishead-Sängerin, dass ihre fragile Stimme nicht nur im Zusammenspiel mit Geoff Barrows‘ gefühlvollen TripHop-Beats diese morbide Magie entwickeln kann. Zusammen mit dem Ex-Bassisten von Talk Talk, Paul „Rustin Man“ Webb, nahm sie zeitlosen – nicht umsonst heißt die Platte so – Folk auf, der stark von Jazz-Größen wie Nina Simone inspiriert wurde, deren „Do What You Gotta Do“ Gibbons in „Tom The Model“ zitiert.