The Whitest Boy Alive in Düsseldorf


Im Biergarten mir Herrn Øye: MUSIKEXPRESS-Leserin Sara Mück war im Düsseldorfer ZAKK beim Konzert von Erlend Øyes Berliner Truppe The Whitest Boy Alive dabei.

Noch immer erscheint ein Besuch eines The Whitest Boy Alive- Konzerts wie ein leise zugeflüsterter Geheimtipp. Auch wenn die Konzerte seit der Gründung der Band in 2006 voller geworden sind (in der Zwischenzeit spielten die vier Jungs über 120 Konzerte in Europa und Mexiko, veröffentlichten zuletzt das Album

RULES

). Es ist nichts außergewöhnliches mehr für The Whitest Boy Alive, in ausverkauften Clubs aufzutreten.Vielleicht liegt es mit am linksradikalen Charme des ZAKK, dass trotz des großen Andrangs eine derart private Atmosphäre aufkommt zwischen all den Nachwuchs-Øyes in Karrottenhosen und den Mädchen, die sich hinter großen Brillen verstecken. Es ist ein lauer Frühlingsabend und kurz vor Beginn des Konzerts tröpfeln nach und nach die Gäste herein. Sänger Erlend Øye (auch mit Kings of Convenience und einem Soloprojekt beschäftigt) albert bis kurz nach Acht entspannt mit Geir Hermansen, dem Keyboarder der Vorgruppe, im Biergarten herum. Die Fans halten derweil vornehme Distanz und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.Als dann die fünf Norweger von The New Wine loslegen, geht ein erstauntes Raunen durch die Menge. Das größtenteils begeisterte Publikum lässt sich vom melodiösen Elektro-Sound der Vier zum Tanzen verleiten. Dass der Funke überspringt, liegt nicht zuletzt an den orgiastischen, minutenlangen Keyboard-Soli von Geir, der es sich nicht nehmen lässt, eine musikalische Hommage an Daft Punk in das letzte Stück des Abends einzubauen. Stian Iversen, der live wesentlich lauter und kraftvoller singt als die kostenlosen Musiksamples auf der Homepage der Band vermuten lassen, bedauert: „CDs gibt es heute Abend leider noch nicht zu kaufen. Wir haben eine Demo-CD aufgenommen, die vor der Tour jedoch nicht mehr rechtzeitig gepresst werden konnte.“Schlagartig wird klar, wie voll es tatsächlich ist, als The Whitest Boy Alive die Bühne betreten. Im ganzen Saal bis hinauf zur Galerie im ersten Stock drängen sich die Fans, um einen Blick auf den verträumten, den tanzenden, den schmachtenden und vor allem singenden Frontmann Øye zu werfen.Nach dem Einstieg mit „Keep A Secret“ wird fröhlich zu „Intentions“ gehüpft und das Vorurteil, beim langsamen Indie-Groove der Berliner handle es sich um die langweiliste Musik der Welt ist vollends ausgemerzt, als The Whitest Boy Alive zu einem Cover von „U Don’t Know Me“ (Armand van Helden) ansetzen. Die Fans haben sich gerade warm getanzt, besonders das Duett mit The New Wine fuhr direkt ins Tanzbein. Øye kündigt nach einer Stunde den letzten Song an. Doch es soll noch lange nicht Schluss sein. Nachdem sich die Gruppe zu vier ausgedehnten Zugaben hinreißen lässt, besänftigt Øye den nicht enden wollenden Applaus mit den Worten: „Wir kommen in dreißig Minuten wieder und legen für euch auf“.Dieses Versprechen halten die Musiker ein, wobei sich Geir von The New Wine an den Turntables betätigt. Øye geht dann doch lieber in der Menge baden. Und danach auf ein Erfrischungs- getränk in den Biergarten – zum Autogrammegeben.

Sara Mück – 21.04.2009