Deichkind
Schlauchboot und Schmerbauch, Hüpfburg und Bierfass. Der Befehl zum Durchdrehen kam nicht etwa von ganz unten, sondern von der Bühne der Dortmunder Westfalenhalle 1.
Kaum ist ihr neues Album Befehl von ganz unten erschienen, haben Deichkind mit „Leider geil“ auch schon ein geflügeltes Wort auf den Weg gebracht, das an jenem Samstagabend oft – etwas zu oft – zu hören ist. Dass ihr überdrehter Mix aus Elektro, Punk und HipHop nicht unbedingt für den Heimgebrauch geeignet, sondern primär für die Shows produziert ist – daraus macht die Band keinen Hehl. Die Erwartung an das Konzert ist also hoch, als Deichkind in martialischen Glitzerkostümen die Bühne betreten. Das Publikum hat sich in puncto Outfit nicht weniger Mühe gegeben: Mit Menschen in neonfarbenen Streicheranzügen, grell beklebten Mülltüten und mit zahlreichen Knicklichtern um sämtliche Extremitäten geht der Karneval in die Verlängerung.
Los geht es mit „99 Bierkanister“ und der vielfach wiederholten Aufforderung „Achtung! Alle Hände hoch“. Und kaum einer nimmt die Arme in den folgenden zwei Stunden wieder herunter. Wenn doch, dann nur zum Biernachkippen oder um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Untermalt wird jedes Stück von einer passenden Performance, wie dem schon aus früheren Shows bekannten, crowdsurfenden Schlauchboot bei „Hovercraft“. Bei „Egolution“ lässt sich Ferris Hilton auf einer wild leuchtenden Sonnenbank auf die Bühne tragen. Zu „Roll das Fass rein“ wird ein riesiges Fass per Seilzug über die vorderen Reihen zur Bühne gebracht, dort angekommen aufgerichtet, ehe sich eine Luke öffnet und aus Schläuchen die berühmte Bierdusche auf die Zuschauer niedergeht. Danach musikalischer Irrsinn in Form eines Covers von Frankie Goes To Hollywood: „The Power Of Love“. Zahlreiche Kostümwechsel mit Mut zur Hässlichkeit sorgen für steigendes Amüsement. Kein Bandmitglied hat ein Problem damit, seinen unverhüllten Schmerbauch zu präsentieren. Songs des aktuellen Albums und Klassiker wie „Bon Voyage“ und „Luftbahn“ werden vom Publikum bis zur Schnappatmung mitgebrüllt. Höhepunkt des durchaus als Erlebnis zu bezeichnenden Konzerts ist erwartungsgemäß die letzte Zugabe: Zur Generationshymne „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ wird eine Hüpfburg in die bald erschöpfte Menge geworfen. Das war Höchstarbeit. Aber, Moment mal, skandierte die Band nicht eben noch: „Arbeit nervt“? Geschenkt. Prost.
Setlist
Intro
99 Bierkanister
Befehl von ganz unten
Dicker Bauch
Hovercraft
Bück dich hoch
Egolution
Partnerlook
23 Dohlen
Papillion
Leider geil
Pferd aus Glas
Herz aus Hack
Luftbahn
Der Mond
Der Strahl
Illegale Fans
Zugabe:
Arbeit nervt
Krieg
Komm schon
Bon Voyage
Reimemonster
Roll das Fass rein
Hört ihr die Signale/The Power Of Love
Prost
Limit
Zu-Zugabe:
Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)
Outro (Die rote Kiste)