Die 50 besten Platten des Jahres
50
John Roberts
Glass Eights
Dial/Kompakt
Das Piano war ein wichtiger Soundlieferant für die frühen House-Tracks. Das Piano ist auch ein wichtiger Bestandteil von Glass Eights, John Roberts‘ Debütalbum für das Dial-Label. Nur wird das Piano bei Roberts nicht wie im Vintage House als Lieferant massentauglicher Hooklines eingesetzt, die sich permanent und pene-trant wiederholen, es liefert stattdessen fast neoklassizistische Impressionen. Dass diese einerseits von ausgefransten Beats und abenteuerlichen Soundschleifen unterfüttert werden, andererseits von tanzbaren Beats, stützt die These von der elektronischen Musik als ein um die Ganzheitlichkeit von Körper und Geist bemühtes Genre. John Roberts, dem Produzenten aus Ohio mit Wohnsitz Berlin, ist mit Glass Eights ein Deep-House-Album gelungen, das viel deeper ist als so manches, was sonst so unter diesem Begriff läuft. Albert Koch
49
Recovery
Columbia/Sony
Nach der auf Relapse und Relapse: Refill öffentlich zelebrierten Drogensucht und Rekonvaleszenz markiert Recovery die Rückkehr eines großen Meisters zu alter Form. Eminem weiß es selbst: „Them last two albums didn’t count“, rappt er, denn das eine war er high, das andere auf Entzug. Unweigerlich beklagte da zwar mancher, dass Eminem doch nur wieder so klang wie früher, wie immer: Immer noch die eingängigen Hooks, immer noch die Binnenreime und Wortspielereien und Rollenwechsel, immer noch das Gekeife und Gezicke, und immer noch der Weltklassenörgler, der von sich selbst bis zum lieben Gott alles wortgewaltig in den Boden rappt. Schon richtig: Recovery fügt Eminems Werk nichts Neues hinzu. Tatsache ist aber auch: Eminems Status Quo ist halt immer noch besser als der große langweilige Rest des aktuellen Rap-Business. Thomas Winkler
48
Kings of Leon
Come Around Sundown
RCA/Sony/Music
Für die Aufnahmen gingen die Landeier erstmals nach New York – und singen überzeugter denn je davon, wieder von dort abzuhauen: „If you give up New York, I’ll give you Tennessee.“ Ist das Trotz? Oder einfach nur maniriert? Es spielt keine Rolle. Wie keine zweite Band gelingt es Kings Of Leon, uns große, jungenhafte Träume zu schenken, die in der Einöde spielen, wo einem niemand reinreden kann, wo man nackt über Felder läuft und sich zu zweit auf Autorückbänke verzieht. Und wer behauptet, rhythmisch kreativer Pop kommt immer noch vor allem aus Williamsburg, der hat eben noch nicht die „Radioactive“-Single gehört. Kings Of Leon raten darin, einfach aus dem Wasser, dem die Menschen einst entstiegen sind, zu trinken. Was immer das heißen soll. Es hat vielleicht etwas mit der Schöpfungsgeschichte zu tun. Gerne, her mit der Brühe! Sassan Niasseri
47
Belle & Sebastian
Write About Love
Rough Trade/Beggars/Indigo
Zugegeben, Belle & Sebastian waren schon ansteckender, lieblicher, naiver, frischer, freier (anfangs), aber auch schon pointierter (später). Und Write About Love wollte deshalb einfach nicht zu dieser Platte werden, die man für die nächsten Wochen nicht mehr aus dem Player nimmt. Das achte Studioalbum der Schotten hat trotzdem am Ende des Jahres ein dickes Lob verdient: Bessere altmodisch britische, ohne jede Scheu empathische, immer eine Idee sentimentalere als clevere, also perfekte Pop-Alben nahm nämlich auch 2010 keiner auf. Oliver Götz
46
Aloe Blacc
Good Things
Vertigo/Universal
Was für ein Song: In „I Need A Dollar“, in den USA die Titelmelodie der hoch gelobten TV-Serie „How To Make It In America“, teast Aloe Blacc jene Art der Armut an, die auch die Mittelständler treffen kann und die eher aus fehlenden Sicherheiten als aus fehlender Bildung resultiert. Auch sonst gilt bei dem Amerikaner: Die Botschaft ist der King, „The Man“ nach wie vor jemand, gegen den man sich stellen muss. Die Stücke von Good Things filtern die Inhaltsschwere des Frühsiebziger-Soul und transportieren sie dadurch geschickt in die Gegenwart. Aloe Blacc zitiert Bill Withers, Sly And The Family Stone und Curtis Mayfield, ohne dabei allzu schemenhaft zu wirken. Am schönsten: das gerade mal knapp drei Minuten lange „Green Lights“ mit seinen Bläsern, seiner Orgel, seinem Fender Rhodes Piano und „Mama Hold My Hand“, das feierlich Richtung Gospel kippt. Jochen Overbeck
45
Marcel Dettmann
Dettmann
Ostgut Ton/Kompakt
Es tropft und kratzt und schabt so schön auf diesem Album, das den Ambient aus den Hallräumen der Geschichte der elektronischen Musik mit den aktuellen Strömungen des Minimal Techno zusammenbringt. Marcel Dettmann, Produzent, Remixer und Resident-DJ im Berghain, hat ein Debütalbum veröffentlicht, das Vergangenheit (Kompakt, Gas) und Gegenwart (Dubstep) der elektronisch generierten Musik in einem gewaltigen Soundentwurf vereinigt. Minimal Techno als Experimentierfeld eines musikhistorisch informierten Produzenten – das hatten wir schon längere Zeit nicht mehr. Im Track „Screen“ baut sich eine Art minimalistischer Sambarhythmus auf. In der zweiten Hälfte von Dettmann verwischen dann die Grenzen zwischen Minimal Techno und Dubstep. Ob beatlos oder nicht: Die Grundstimmung dieser Tracks bleibt düster. Albert Koch
44
The Roots
How I Got Over
Def Jam/Universal
Seit bald zwei Jahren sind die Roots die Hausband der Fernsehshow „Late Night With Jimmy Fallon“. Hört man’s auf ihrem ersten Studioalbum nach dieser Verpflichtung? Nicht wirklich. Zwar hat sich die Band mit How I Got Over von irgendwelchen Genrebegriffen entfernt, aber die Entwicklung der letzten Jahre deutet an, dass das ohnehin passiert wäre: HipHop ist eine Zutat, aber eben längst nicht die einzige. The Roots lassen ihre Songs schleichend, aber wahnsinnig präzise grooven und bleiben dabei in einem Klangbild irgendwo im Wasteland zwischen Rap, Jazz und Funk. So entsteht ein Album im besten Sinne des Wortes, das enorme Geschlossenheit besitzt und sich seine Abwechslung vor allem aus der Gästliste holt. Die reicht von den Monsters Of Folk über Joanna Newsom bis hin zu STS (nicht die Austropopper, sondern ein gleichnamiger Rapper). Jochen Overbeck
43
Plan B
The Defamation Of Strickland Banks
Warner
Klar, Ben Drews Metamorphose vom grimmigen/grime-igen Hoodie-Hool zum feinfühligen Adepten Curtis Mayfields darf sagenhaft genannt werden. Doch ein Überraschungseffekt reicht nicht zur Inklusion in diese Liste. Ausschlaggebend ist die Überzeugungskraft dieser 13 ausnahmslos eingängigen Soulnummern, die ihre Wirkung seit Erscheinen im April Woche für Woche entfachen und so ihrem Schöpfer allein im UK bereits eine Doppelplatinauszeichnung bescherten. Dem Bestsellern entgegenschlagenden Neid und den Beschimpfungen als Winehouse-Trittbrettfahrer will Drew im nächsten Jahr übrigens mit einem Absprung vom Soultrain und einer Rückkehr zum HipHop begegnen. Da dreht nicht nur die Plattenfirma durch und wir haben einen weiteren Grund, Drew hier zu verewigen. Stephan Rehm
42
The Avett Brothers
I And Love And You
American/Sony Music
Rick Rubin war eine gute Wahl für das Major-Debüt I And Love And You: Der Produzent verknappte und ordnete den vorher manchmal überbordenden Output der Avett Brothers, ließ sie am Songwriting arbeiten und verschob auch den instrumentalen Schwerpunkt. Weniger Banjo, mehr Gitarre und vor allem mehr Klavier. Weniger Scheunen-Country, mehr Rootsrock. Das kann sich hören lassen, weil so die einzelnen Stimmungen besser erkennbar sind. „Incomplete And Insecure“ etwa ist ein ziemliches Emo-Monster, in Songs wie „Kick Drum Heart“ und „Tin Man“ klingen die Avett Brothers dagegen so, als würden Ben Folds, die Felice Brothers und Cracker gemeinsam eine ordentliche Party feiern. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil die Band schon seit gut zehn Jahren existiert und bereits ein Dutzend Veröffentlichungen auf der Uhr hat. Jochen Overbeck
41
The Dead Weather
Sea Of Cowards
Warner
Auch wer kein Freund des Bluesrock ist, dem sich Jack White verschrieben hat wie ein fundamentalistischer Prediger, muss zugeben: Die Souveränität, mit der er seiner Vision folgt und dafür auch noch allenthalben gefeiert wird, ist bewundernswert. Das zweite Album seiner dritten aktuellen Band, der „Alternative-Rock-Supergroup“ The Dead Weather, muss sich auch nicht groß etwas beweisen. Nur eben wieder, dass die vom Blues genährte Rockmusik, richtig an die Kandarre genommen, immer noch fast zu bersten vermag vor prallem Leben. Deep-Purple-Orgeln und quietschende Synthesizer mischen den rohen Sound zusätzlich auf, es gibt kaum ein Geräusch, das nicht wenigstens leicht verzerrt wurde. Dazu bellen Alison Mosshart und Jack White, und sie beißen auch. Und White rumpelt und dengelt auf dem Schlagzeug herum, dass es eine Freude ist. Oliver Götz
40
Crocodiles
Sleep Forever
Fat Possum/Soulfood
Auch dieses Jahr war es bei Bands angesagt, die Gitarren möglichst schlammig klingen zu lassen und sich einer Ästhetik hinzugeben, die von The Jesus & Mary Chain und Ride kultiviert wurde. Da ließen sich die Crocodiles aus San Diego nicht lumpen und rotzten uns mit ihrem zweiten Album Sleep Forever eine der feinsten Psychedelic-Pop-Platten des Jahres vor die (in bester Shoegaze-Tradition vorsichtig mitwippenden) Füße. Simian Mobile Discos James Ford produzierte und half, Hits wie das clever aufgebaute und exekutierte „Mirrors“ und das poppige (ist das ein Glockenspiel im Hintergrund?) „Hearts Of Love“ nicht in dem nebelhaften, nicht drogenfreien Lärm untergehen zu lassen. Dass der Titelsong in seiner Huldigung an Ride ein bisschen in Standing On The Shoulder Of Giants-Oasis abrutscht, ist in diesem Zusammenhang verzeihlich. Matthias Scherer
39
Anika
Anika
Invada/Cargo
Es spricht schon sehr für ein Album, wenn es sich bei zwei Dritteln seiner Songs um Coverversionen handelt und keiner es bemerkt. Beziehungsweise, die, die es merken, sich nicht an der Vorhersehbarkeit mancher Wahl (Bob Dylans „Masters Of War“ zum Beispiel) stören. Die drei Eigenkompositionen auf Anika sind wie die sechs Covers in den dunkelgrauen Schleier des Existenzialisten-Pop gehüllt. Anika, Britin mit Teilwohnsitz Berlin, hat für das Label von Geoff Barrow (Portishead) und zusammen mit dessen Nebenband Beak
38
M.I.A.
Maya
XL/Beggars/Indigo
Ihr konfrontatives Video zur Single „Born Free“ sorgte für einige Aufmerksamkeit. Und es wurde schließlich noch fleißiger darüber diskutiert, wie ernst Mathangi Arulpragasam als politische Künstlerin zu nehmen ist. Wie wirksam Protestsongs überhaupt sein können, selbst wenn sie so harsch und im (Underground-)Sound der so genannten Dritten Welt produziert sind, wie M.I.A. es tut, darüber lässt sich selbstverständlich streiten. Darüber, dass auch Maya alles andere als wirkungslos am Hörer vorbeizieht, nicht. Songs wie „XXXO“ zeigen, wie weit sich M.I.A. dem Pop nähern kann, und trotzdem klingt das Stück wie ein Kassetten-Eigenimport aus dem Südostasienurlaub. Anderes wird gnadenlos von Motorsägen, gepitchten Stimmen und Metalgitarren durchpflügt und von Industrial- und Dubstep-Geballer rhythmisiert. Bis es weh tut. Und dabei ist es noch höllensexy. Oliver Götz
37
The Hundred in the Hands
The Hundred in the Hands
Warp/Rough Trade
Jason Friedman und Eleanore Everdell haben unabhängig voneinander diverse musikalische Vergangenheiten (The Boggs, TV On The Radio). Die werfen sie allerdings bei ihrem aktuellen Duo genauso wenig in die Waagschale wie sie die immer noch beliebte 80er-Trumpfkarte ziehen. Zwar kann der Musik von The Hundred In The Hands eine gewisse Nähe zu Elektro-Pop, Mutant Disco Punk und Wave Pop nicht abgesprochen werden, sie verfügt aber über das gewisse Maß an Eigenständigkeit, die sie weit über den Durchschnitt erhebt. Der elektronische Anteil auf diesem Debüt ist aus den schicksten postmodernen Bestandteilen zusammengesetzt, der poppige besteht darin, dass es sich bei dieser Musik tatsächlich um „Songs“ handelt. Der größte Pluspunkt ist allerdings ein ganz banaler: Das Album enthält nur Hits. Albert Koch
36
Marina & The Diamonds
The Family Jewels
679/Warner
Vielleicht geht man mit einem Nachnamen wie Diamandis anders durchs Leben. Hinterlässt etwas Sternenstaub in der Kinderwiege, versetzt leichte Stromschläge beim ersten Kuss? Mal Neil Diamond fragen. Marina Diamandis jedenfalls wirkt wie zum Star geboren. Ihre Selbstsicherheit drückt die Halbgriechin auf ihrem Debütalbum mit wilden stimmlichen Phrasierungen aus, die aus der Kehle einer jeden anderen zur Albernheit verkommen würden. Was sich wohl bald beweisen lässt: Aufgrund seines Top-15-Erfolgs muss Marinas „Hollywood“ demnächst ja einer Castingshowjury serviert werden. Was der unumstößlichen Autorin dann doch etwas zusetzen könnte: The Family Jewels ist trotz umgänglicher Popstrukturen eine clevere Kritik an moderner weiblicher Identität zwischen Anpassung und Aufbegehren. Stephan Rehm
35
Tame Impala
Innerspeaker
Modular/Rough Trade
Guter psychedelischer Rock bietet die Illusion eines Drogentrips auch im absolut nüchternen Zustand. Flanger-Effekte lassen Gitarren klingen wie Windmaschinen; der Schlagzeuger hämmert wie in Trance (klingt das wie vorwärts gespielt? Oder rückwärts?); aus dem Off kommt eine wattierte Stimme, die von der „anderen Seite“ singt und davon, dass es okay ist, anders zu sein als alle Anderen. Aber sich selbst eben auch für etwas Besonderes zu halten. „The one from my dream is sitting right next to me and I don’t know what to do.“ Innerspeaker von Tame Impala ist Musik für Träumer, die ihre Gefühle lieber für sich behalten, auch wenn es den Verzicht auf eine wunderbare Liebe bedeutet. Dem Australier Kevin Parker, kreativer Kopf von Tame Impala, ist mit diesem Album so ein egozentrisches, ebenenversetztes, herausragendes Statement gelungen. Sassan Niasseri
34
Delphic
Acolyte
Chimeric/Coop/Universal
Freilich, wer als Band aus Manchester kommt, muss schon den ein oder anderen Vergleich aus der lokalen Szene ertragen können. Delphic bestehen sie alle mühelos. Der Elektro-Pop des Trios ist zwar indie-grundiert, die Songs sind also auch gut in „klassischen“ (also langweiligen) Gitarrenpop-Arrangements vorstellbar. Diese Indie-Pop-Grundstrukturen werden von Delphic auf Acolyte allerdings in Acid-House- und Dance-Traditionen überführt, die ja symbolisch für Manchester stehen. Der fast neunminütige Titelsong etwa befreit sich in seinen flatternden, flirrenden Instrumentalpassagen aus allen Indiezusammenhängen. Werten wir das als Verdienst des Produzenten Ewan Pearson, der mitgeholfen hat, Acolyte zu einem der aufregendsten Debütalben des Jahres zu machen. Delphic klingen hier wie die optimistischen Kinder New Orders. Albert Koch
33
Gil Scott-Heron
I’m new here
XL/Beggars/Indigo
Die Stimme, die aus diesem nur mehr zahnstummelbewehrten Mund strömt, diese Stimme ist jetzt lebensschwer und doch nicht bitter, voller Verzweiflung und zugleich kämpferisch, ein bisschen verschwommen nun, aber immer noch voller Wut. Gil Scott-Heron hat das Crack überlebt und den Knast, er ist auf seinem Comebackalbum I’m New Here nicht mehr der arrogant deklamierende Prediger, der er auf seinen Meisterwerken aus den 70er-Jahren war. Heute ist der Sänger von seinen 61 Lebensjahren gezeichnet, ein zerknirschter Sünder, ein Überlebender, einer, der gerade noch mal davongekommen ist. Sie hat sich sehr verändert, diese Stimme. Aber sie ist eine der eindrucksvollsten geblieben, die je erklang, und sie hat heute mehr denn je zu erzählen. Eine Gnade, dass es uns vergönnt ist, Gil Scott-Herons Stimme wieder zu hören. Thomas Winkler
32
Wir sind Helden
Bring mich nach Hause
Four Music/Sony Music
Immer wieder war anlässlich dieser Veröffentlichung nach drei Jahren Pause die Rede davon, die Helden seien „erwachsen geworden“. Aber waren sie jemals jung – im Sinne von wild und ungezügelt? Nein, sie inszenierten ihre Musik zwar oft ziemlich flott, doch ihre Flegeljahre hatten die vier unter Ausschluss der Öffentlichkeit verlebt. Die Helden wussten vielmehr von Anfang an sehr kontrolliert mit dem Pop und seinen fleißig studierten Lehren umzugehen. Bring mich nach Hause ist in diesem Sinne ihr ehrlichstes Album, eine auf jeden Fall betont „erwachsen“ klingende Platte, mit einem Instrumentarium und dem Songwriting nahe an Folk und Blues. Mit persönlicheren und wohl Judiths besten Texten über Sinnsuche und Zweifel, aber auch voller Hoffnung und Lebenslust. Ein Album, das mehr nach den Menschen hinter als nach der Band Wir sind Helden klingt. Oliver Götz
31
Baths
Cerulean
Anticon/Southern/Soulfood
Will Wiesenfeld (21 Jahre alt) aus Los Angeles, der Mann hinter dem Projekt Baths, sieht aus wie der junge, leicht übergewichtige Brian Wilson der mittleren 60er-Jahre. Das bestätigt das Vorurteil, ein Album wie Cerulean könne nur von einem gemacht werden, der von der Allgemeinheit als Nerd bezeichnet wird. Baths baut seine Musik um ausgefranste, angesengte Beats, die er aus dem HipHop herausgeschält hat, und legt organische, anheimelnde Sounds, die der Clicks-&-Cuts-Ästhetik verpflichtet sind, darüber. Manchmal singt Will Wiesenfeld auch – über die Unmöglichkeiten der Liebe. Cerulean liefert geduldigen Hörern immer wieder neue Erkenntnisse. Zum Beispiel die, dass sich hinter einem Track trotz all der Ungeradheiten ein astreiner Popsong verstecken kann, zum Beispiel wie in „Lovely Bloodflow“, inklusive Pianosolo. Albert Koch
30
Pantha Du Prince
Black Noise
Rough Trade/Beggars/Indigo
Es muss nicht verwundern, wenn die Beschäftigung mit der „Minimal Techno“ genannten Musik von Hendrik Weber in oft sehr blumige Aufsätze mündet. Das kommt von den Freiräumen, die das Genre (zu)lässt. Beim dritten Album von Pantha Du Prince kommt die Entstehungsgeschichte hinzu: Aufgenommen in den Schweizer Alpen und dort angereichert mit Field Recordings und damit einher gehenden Kontexten wie Natur, Folklore etc., lässt sich diese Platte mit Bedeutung bis weit in den feuilletonistischen Zuständigkeitsbereich aufladen. Dabei sollte Black Noise gerade nicht „gelesen“ werden. Die freien Räume, die Weber zwischen Minimal, Deep House, Dub, Kraut und Ambient lässt, sind der Fantasie des Hörers vorbehalten. Dass der hierzu vielleicht auch nur ein wenig chillen mag, spricht keinesfalls gegen dieses trotz aller Experimente eben sehr intuitive Album. Oliver Götz
29
Joanna Newsom
Have one on me
Drag City/Rough Trade
Dass Joanna Newsom im Frühling dieses Jahr unter Stimmbandknötchen litt, könnte den ein oder anderen sadistisch veranlangten Musikfan gefreut haben – so polarisierend war ihr (zugegebenermaßen arg deklamatorischer) Gesangsstil. Have One On Me war eine triumphale Rückkehr aus der Stimmlosigkeit: schnörkellos und doch unfassbar detailliert, episch (achtzehn Songs auf drei CDs mit einer Gesamtlänge von über zwei Stunden) und doch kurzweilig. Die Harfe bleibt das dominate Instrument, imitiert aber ab und zu heimlich Folk- und Countryrhythmen – mit den Feen tanzt Joanna Newsom nicht mehr. Joni Mitchells Geist durchwirkt das Album, aber die brillanten Texte übers Pferdestehlen („You And Me, Bess“), Partys im Garten Eden („’81“) und der komplett neu erlernte, gefällige Gesang sind unverkennbar Newsoms Werk. Matthias Scherer
28
Antony & The Johnsons
Swanlights
Rough Trade/Beggars/Indigo
Wenn einem zum Ende des Jahres bei Nennung des Namens Antony Hegarty dessen bestechende Interviewaussagen, vor allem zum weiblichen Prinzip als Heilsversprechen für die Welt, sowie seine vielfältigen bildnerischen Arbeiten, die in einem Kunstbuch als Beigabe seines vierten Albums erworben werden konnten, genau so in Erinnerung geblieben sind wie seine Musik, dann kann das dem Künstler nur Recht sein. Antonys Anliegen übersteigt die Möglichkeiten einer Platte, seine künstlerische Kraft steckt er in viele Dinge. Dabei ist Swanlights schon eine Herausforderung für sich. Die Johnsons behalten zwar ihren kammermusikalischen Sound, Antony natürlich seine fragile Stimme, das Ganze eine große Melodiosität. Aber die Kompositionen bewegen sich weg vom Pop, der doch nur immer Kreise ziehen möchte. Oliver Götz
27
Efdemin
Chicago
Dial/Kompakt
Chicago, die Stadt, steht für fortschrittliche Tendenzen in der populären Musik. Mitte der Sechziger wurde hier die Association For The Advancement Of Creative Musicians (AACM) gegründet, Ende der Siebziger entstand House. Auf Chicago, dem Album, wird Free Jazz auf eine elektro-akustische Ebene heruntergezogen, Minimal Techno und Deep House anhand ungewöhnlicher Klangfarben und Effekte erzählt. Im Mittelpunkt des zweiten Albums des Berliner Produzenten, DJs und – vor allem – Soundarchitekten Phillip Sollmann steht der Groove. Verschachtelt, gegenläufig, fließend. Einem Dancefloortrack wie „Le Grand Voyage“ folgt der abstrakte Experimentalismus von „Nothing Is Everything“ mit Glitch-Sounds und collagierten Field-Recordings, der aus diesen Zutaten auch wieder einen eigentümlichen Groove entwickelt. Albert Koch
26
Sufjan Stevens
The Age of Adz
Asthmatic Kitty/Soulfood
Den großen Wurf hatte Sufjan Stevens schon immer im Sinn. Mit dem langen Anlauf von fünf Jahren ohne ein reguläres Studioalbum stürzte er sich für The Age Of Adz dennoch mit selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlicher Vehemenz in den Wahnsinn eines Konzeptalbums, das den Komplex „Liebe, Sex, Tod, Krankheit, Angst und Selbstmord“ unter besonderer Berücksichtigung der Apokalypse zu behandeln gedenkt. Ach, und (wieder) elektronischer und gleichsam noch orchestraler (und Chöre, mehr Chöre!) sollte es auch noch klingen. Sufjan Stevens Genie besteht darin, dass der große Teil dieser Platte trotzdem prächtig funktioniert, sich immer wieder Melodien herausschälen, die die Kraft besitzen, selbst ein 25-minütiges Wusical-Ungetüm wie „Impossible Soul“ irgendwie zusammenzuhalten. Das ist ein Wunder. Und es ist nicht das einzige. Oliver Götz
25
Interpol
Interpol
Soft Limit/Coop/Universal
Paul Banks‘ Solodebüt als Julian Plenti vom Sommer 2009 war im Hinblick auf das Tun seiner Hauptband Interpol erhellend, wie es solche Platten eben oft sind: Es zeigte die Stärken des Songwriters und Interpreten Banks – und es zeigte, welche Sperenzchen bei Interpol nicht denkbar sind. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich Interpol noch schärfer ab. Der dräuend-dunkle, von Daniel Kesslers sich in die Fläche ausbreitender Gitarre dominierte Sound erfährt nur dort eine Variation, wo er der Intensivierung der eigenen Vorgaben dient. Interpol zieht sich dabei sogar wieder ein Stück hinter den vielfältiger arrangierten Vorgänger Our Love To Admire zurück, um in der zweiten Hälfte dann aber doch noch ein wenig luftiger und variabler zu werden. An der Sogrichtung ändert das freilich nichts. Interpol bleiben ein beeindruckend hoffnungsloser Fall. Oliver Götz
24
Foals
Total Life Forever
Transgressive/Warner
Das gefeierte Debütalbum Antidotes aus dem Jahr 2008 musste damals für Foals noch als doppelter Beweis herhalten – an sich selbst gerichtet („Wir können das!“) und an das Publikum („Schaut, was wir können!“). Deshalb war es so fordernd und auf fast hermetische Weise perfekt. Danach mussten sich die Oxforder nicht mehr beweisen – und beweisen uns dadurch, dass sie durchaus bedächtig und auch zugänglich sein können (wenn die großartige, weit ins Land fahrende Vorab-Single „Spanish Sahara“ hierfür kein Beweis war, was dann?). Formal sind die Songs auf dem zweiten Foals-Album Total Life Forever ruhiger, allmählicher, mit vielen langen Tönen gespielt, allerdings auf dem bekannten rhythmisch in sich eng verzahnten Fundament. Total Life Forever überzeugt als die nachhaltigere der beiden Foals-Platten, die nachhaltig intensive. Oliver Götz
23
Hot Chip
One Life Stand
Parlophone/EMI
Sollten Hot Chip jemals eine Hipster-Band gewesen sein – mit ihrem vierten Album hat sich das erledigt. Ihr synthetisches Sounddesign bleibt zwar beeindruckend und klingt auf sagenhaft teuren Club-Anlagen nach wie vor am besten, und fürs Bass/Rhythmus-Fundament zeichneten die Spezialisten dieses A-Teams am liebsten alte House-Entwürfe nach. Doch One Life Stand trägt seinen Titel gewissermaßen auch als Anspruch darauf, einen langen Weg mit uns zu gehen. Ein Hit wie „Ready For The Floor“, der ein paar Nächte voraus tanzt, fehlt. Die Songs bleiben beieinander, führen in ihrem empfindsamen Grundton, der ein ums andere Mal in Alexis Taylors Falsett gipfelt (und sich bei „I Feel Better“ sogar absolut unironisch im Auto-Tuning windet), zu den Balladen hin. Nichts klingt clever gemacht. Auch wenn es das natürlich ist: äußerst clever gemacht. Oliver Götz
22
Vampire Weekend
Contra
XL/Beggars/Indigo
Verstiegen? Verkrampft? Wer von der Vorab-Single „Horchata“ einen Punch wie „A-Punk“ erwartet hatte, war verwirrt. Wer dem Preppy-Look der New Yorker Band noch nie über den Weg getraut hatte, fühlte sich bestätigt: Verkopfter Ethnologenrock! Und damit auch noch Nummer eins in den USA! Kein Wunder bei dieser Zielgruppenerweiterung: mit „König der Löwen“-Drums, die auch der kleinen Schwester gefallen. Mit M.I.A.-Samples und The-Clash-Anspielungen, um auch im selbstverwalteten Jugendzentrum gespielt zu werden. Mit Auto-tune-Experimenten, um auch den DJ-Deppen beim Chartradio zu gefallen. Mit afrikanischen Gesangslinien, die zum Platz neben Peter Gabriel im elterlichen Plattenregal laden. Was? Sie finden diese Ausführungen verstiegen, verkrampft? Wie Recht sie haben. Schließlich hat man die Platte ja doch geliebt. Stephan Rehm
21
Mount Kimbie
Crooks & Lovers
Hot Flush/Alive
Dominic Maker und Kai Campos und ihr Debütalbum Crooks & Lovers haben einiges damit zu tun, dass der Begriff Dubstep im Jahr 2010 um das Präfix „Post“ erweitert worden ist. Das bis vor kurzer Zeit relativ entwicklungsresistente Genre hat sich jahrelang im Konservieren subsonischer Basssounds in Tateinheit mit spooky Soundscapes gefallen. Es sind die vereinzelt aufgebauten Hallräume, die Crooks & Lovers noch mit dem Dubstep alter Schule in Verbindung setzen, ansonsten haben Mount Kimbie ein fast „niedlich“ zu nennendes Patchwork aus positiv gestimmtem Ambient (und manchmal souligem Gesang) geschaffen. Vor allem aber bedeutet Crooks & Lovers die Rückkehr der Clicks & Cuts in die zeitgenössische elektronische Musik. Als gemeinsames Kind der gegenseitigen Befruchtungsbemühungen von Dubstep und Techno. Albert Koch
20
Erdmöbel
Krokus
Edel
Dass die Musik von Erdmöbel oft als (zu) wenig aufregend abgehakt wird, als irgendwo zwischen Burt Bacharach und Elvis Costello aufgesammelt und dann von Album zu Album mit sich herum getragen wahrgenommen und also unter „irgendwie aus der Zeit gefallen“ abgelegt wird, um sich dann aber mit Verve immer wieder auf die tollen, gleichsam lyrischen wie skurrilen Texte ihres Sängers Markus Berges zu stürzen – das tut ihren Songs nicht gut. Das wird vor allem aber dieser hervorragenden Band nicht gerecht. Krokus, ihr siebtes und bestes Album, bringt vieles mit, um mit solchen Vorurteilen aufzuräumen. Wie hier Wort und Musik, oft fließend melancholisch, aber auch direkter, als Ohrwurm sogar, zusammenfinden, müsste als Fest gefeiert werden. Als viel größeres Fest noch. Sehen Sie dies gerne als weiteres Einladungsschreiben dazu an! Oliver Götz
19
Ariel Pink’s haunted Graffiti
Before Today
4AD/Beggars/Indigo
Gut, wenn sich die Kunst nicht vollends offenbart. Im Fall des Ex-Kunststudenten Ariel Marcus Rosenberg gilt das wohl für das Gesamtkunstwerk Ariel Pink (so sein Alias). Mit Before Today nahm er zwar nach eigener Aussage sein „erstes Album“ auf, doch sein bis dahin geschaffener Homerecording-Katalog ist nicht zuletzt aufgrund seines schieren Umfangs unergründlich. Und er gibt einen guten Eindruck von Ariel Pinks Manie. Aus dieser Manie sowie aus seiner eigenen Vergangenheit und der des Pop vom Garagenrock der Sechziger Jahre über Glam-Rock, Disco und New Wave bis hin zum Softrock schöpfend, klingt Before Today allerdings nicht wie eine (weitere) eklektische Übersetzung von Stil und Sound, sondern wie die Erinnerung daran selbst: traumverloren und surreal. Ariel Pinks skurrile, dunkle Texte auf diesem Albumverstärken diesen Effekt noch.Oliver Götz
18
The Black Keys
Brothers
V2/Coop/Universal
Irgendwann im Jahr 2010 wurden The Black Keys aus Ohio jedermanns liebste Bluesrockband. Das mag damit zu tun gehabt haben, dass Jack White derzeit lieber fetten Cock-Rock macht und anderer Leute Platten herausbringt als die White Stripes zu betreiben. Oder einfach damit, dass Bro-thers so smooth, so flockig-knarzig, so von sich selbst überzeugt daherrumpelte, dass man gar nicht anders konnte als mit-boogie-en. Nach der hervorragenden Zusammenarbeit mit Rappern wie Mos Def und Raekwon 2009 auf Blacroc legten Patrick Carney und Dan Auerbach gut nach: Letzterer quengelt sich durch die rudimentären Riffs und die R’n’B-Grooves aus den Sechzigern wie ein vor sexueller Energie platzender Teenager – nur mit mehr Selbstkontrolle. Videospiel-Soundtracks und schwindelerregende Chartplatzierungen waren die logische Konsequenz. Matthias Scherer
17
These New Puritans
Hidden
Domino/Good To Go
Die schmerzfreie Avantgarde entlässt ihre Kinder. Schon das Debütalbum dieser komischen Typen aus Southend-On-Sea, Beat Pyramid aus dem Jahr 2008, war nicht just another Post-Punk-Album, sondern eher die künstlerische Bewertung eines zeitgeistigen Themas von einer Hyperebene aus. Dass die vier MusikerInnen dann aber im Januar mit Hidden den Musikjahrgang 2010 mit einer Art Art-Rock ohne Rock beginnen würden, damit war dann doch nicht zu rechnen. Hier dominieren Bläser- und Streicherarrangements, die einmal nicht Pet-Sounds- und Caspar-David-Friedrich-mäßig die Romantik im Indie-Pop als Rückzugsraum einer zunehmend als entfremdet empfundenen Welt feiern. Stattdessen: Waldhörner, HipHop-Beats, schweres tribales Drumming, Chorgesänge, Electronics und keine Gitarren. Zumindest keine, die wie Gitarren klingen. Albert Koch
16
Midlake
The Courage of Others
Bella Union/Coop/Universal
Der jüngeren Folk-Szene dürfte es am egalsten gewesen sein, als sich der Zeitgeist wieder von ihr abwandte. Die Kunst der Rauschebärtigen ist schon in ihrer DNA dermaßen anachronistisch angelegt, was sollte sie das scheren? Midlake aus Texas waren, obwohl durchaus auch zu Popevergreens fähig, von Anfang ein besonders hartnäckiges Beispiel für diese angewandte beseelte Hinterwäldlerei. Auf ihrem dritten Album widmen sie sich allein der Verfeinerung und vor allem der Vertiefung ihrer auf Tradition und der Nähe zur Natur fußenden Kunst, wodurch sie sich von der amerikanischen Schule des versoftrockten Folk wegbewegten und bei progressiven Engländern wie Pentangle und Fairport Convention landeten. Midlake erarbeiteten so noch breitere Panoramen als auf den Vorgängern – damit noch mehr Schönheit ins Bild passt. Oliver Götz
15
Broken Bells
Broken bells
J Records/Sony Music
Vielleicht ist es am besten, wenn James Mercer nie zu seinen Shins zurückkehrt, hat er dort doch, nachdem er Bassist und Schlagzeuger gefeuert hatte, für viel böses Blut gesorgt. Vielleicht ist es am besten, wenn Danger Mouse nie zu Gnarls Barkley zurückkehrt, hat er dort doch zuletzt ein sehr langweiliges Album produziert. Cee Lo „Fuck You!“ Greens abschätzige Kommentare zu Danger Mouses gefühliger Kooperation mit Mercer als Broken Bells könnten Herrn Mouse diesen Schritt erleichtern. Und die Verkaufszahlen von Broken Bells, dem wohl unaufdringlichsten Eintrag in die US-Top-Ten dieses Jahres. Ein leises, entschleunigtes Indie-Folk-Album, das nach mehrmaligem Hören eine Tiefe in puncto Songwriting offenlegt, die man selbst Mercer nicht zugetraut hätte. In Kombination mit Danger Mouses Herzblutproduktion ein Meisterwerk an Nachhaltigkeit. Stephan Rehm
14
Warpaint
The Fool
Rough Trade/Beggars/Indigo
Ist das schon Neo-Neo-Art-Rock? Ist das noch Post-Punk? Ist es die Antwort auf die erdrückende Kunstmusik von Bands wie Animal Collective oder vielleicht die auf den zur Banalität gewordenen Rock-Rock des zeitgenössischen Post-Punk? Es ist von allem ein bisschen, und es ist vor allem ein Loblied (besser: neun Loblieder) auf den musikalischen Minimalismus, auf dunkelgraue Atmosphäre, die diese neue Sachlichkeit der Band aus dem gar nicht mal so dunkelgrauen Los Angeles auszeichnet. Das All-Girl-Quartett aus Kalifornien hat mit diesem Debütalbum im Jahr eins nach The XX neue Maßstäbe im musikalischen Impressonismus gesetzt. Aus The Fool lassen sich ebenso rudimentäre Spuren eines Hyperfolk herauslesen wie die sachliche Kühle des Post-Punk. Und alles ist von einer ätherischen Psychedelia überzogen und wird von fieberträumigem Gesang begleitet. Albert Koch
13
Hurts
Happiness
Four Music/Sony Music
Wenn Pop aus der großen Kunst besteht, dass sich eine Band aus Musik, Erscheinungsbild, Kleidung, Frisuren und Präsentation eine perfekte Zweitidentität schaffen, die von der so genannten Wirklichkeit nicht zu unterscheiden ist (vgl. Lady Gaga), dann sind Hurts die derzeit größte Popband des Planeten. Das Duo aus Manchester verweist in seinen pathosgetränkten, hymnischen, streichergeladenen Synthie-Pop-Songs auf Bands wie Tears For Fears und Spandau Ballet, auf die mittleren bis späten Achtziger und frühen Neunziger, als sich die Achtziger noch nicht verabschieden wollten. Das Hurts-Debüt markiert die Rückkehr der Romantik in den Pop, jenseits von Goth. Dazu gehört die Übertreibung, das Überhöhen, das Zu-dick-auftragen. Dieses Spiel beherrschen Theo Hutchcraft und Adam Anderson perfekt. Auch das ist Pop. Albert Koch
12
Gonjasufi
A Sufi And a killer
Warp/Rough Trade
Was Flying Lotus für die elektronische Musik bedeutet, ist sein Protegé Gonjasufi für die Weltmusik – für eine bisher ungehörte Art der Future-World-Music, für die der 32-jährige Sumach Ecks noch der einzige Vertreter ist. Sufi-Gesänge und vertonter fernöstlicher Mystizismus stehen neben verschleppten HipHop-Beats, schwer nach Cannabis riechender Psychedelia und Extrakten aus Ennio-Morricone-Soundtracks. A Sufi And A Killer wird von zwei Konstanten zusammengehalten: von der brüchigen Stimme Gonjasufis und dem tonalen Patchwork, dieser Fragmentierung und Neucollagierung von Sounds, die Gonjasufi formal wieder in die Nähe von Flying Lotus rückt. Dass aus dieser brizzelnd und knisternden Musik mit „She Gone“ (sic!) eine Art Novelty-Song aus den vergessenen Winkeln der 60er-Jahre entstehen kann, umso besser. Albert Koch
11
Flying Lotus
Cosmogramma
Warp/Rough Trade
Während in diesem Magazin und anderswo – ja sehr zurecht – über das Potenzial des seine eigenen Grenzen sprengenden Dubstep als nahe Zukunft der elektronischen Musik diskutiert wird, ist eine andere Zukunft drüben in Los Angeles bereits zu einer Gegenwart geworden. Steven Ellison aka Flying Lotus hat nicht nur mit seinem dritten Album Cosmogramma sein Meisterwerk veröffentlicht, mit seinen eigenen Arbeiten und den Acts auf seinem Label Brainfeeder erweitert der 27-Jährige die Möglichkeiten der elektronischen Musik. Flying Lotus ist mittlerweile Herr über sein eigenes Genre, einer Art postmoderner Fusion aus Laptopism, Breakbeat, Free Jazz, dekonstruiertem Instrumental Hip-Hop, Score-Musik und 21st-Century-Techno, zerhackt, neugeordnet und wieder zusammengesetzt. Und Thom Yorke ist auf diesem Album auch dabei. Albert Koch
10
The Drums
The Drums
Moshi Moshi/Coop/Universal
Man mag sich ja gemeinhin nicht mit frühen Vögeln umgeben, für die Bands bereits mit dem Debütalbum durch sind. In diesem Jahr konnte man Menschen solchen Kalibers aber zumindest in einem Fall Glauben schenken. In dem Fall der ursprünglich vier Jünglinge (Gitarrist Adam Kessler stieg im Herbst aus) aus Brooklyn, die mit Summertime! eine EP veröffentlichten, die einen daran erinnern ließ, wie rauschhaft das damals war, als man sich zum ersten Mal in eine Band verliebte. Unschuldige Texte, karge Musik, in ihrer emotionalen Wirkung zusammen aber bombastisch. Sieben Songs, sieben davon theoretisch Singles. Nur zwei davon schafften es dann auf das Album, dessen übrige zehn Songs knapp, aber dennoch unter dem Niveau der EP blieben. Eine Platte knapp unter sechs Sternen ergibt aber natürlich immer noch ein mehr als grundsolides Werk. Stephan Rehm
9
Caribou
Swim
City Slang/Universal
Auch wenn er das Ansinnen formulierte, mit Swim Tanzmusik schaffen zu wollen, „die klingt, als wäre sie aus Wasser gemacht“, ist Dan Snaiths fünftes Caribou-Album doch die erste Produktion, mit der er so richtig auf den Punkt kommt. Inspiriert von u.a. Krautrock, Shoegaze, Psychedelia schien sich der Kanadier bislang ja unter all seinen Samples und Schichten zudecken und verstecken zu wollen. Auch Swim zieht wieder sehr viele solcher Optionen bis hin zum freejazz-verdächtigen Saxofoneinsatz. Doch irgendeine Spur läuft immer gerade und deutlich mit Bumms auf der Eins durch, der erklärte Wille zur geschmeidig-housigen und minimaltechnoiden Tanzschaffe bleibt jederzeit erhalten. Dazu zeigt Snaith nicht nur in den Tracks mit Knabengesang auch noch ein Gespür für Melodien, das ihm so einige adelnde Hot-Chip-Vergleiche einbrachte. Oliver Götz
8
Janelle Monáe
The Arch Android
Bad Boy Wonderland/Warner
Der Soul von heute mag eine Stilübung sein, teils mit Aussagekraft versehen (Plan B, Aloe Blacc), teils vor Banalität berstend (Duffy). In der Regel aber ein Abbild. 2010 brachte die ersehnte Ausnahme von der Regel: eine 24-Jährige aus Kansas mit einer als Iro stilisierten Tolle, die ihr Musik ausgerechnet auf dem nun wirklich nicht für Regelabweichungen bekannten Label von Puffdiddydaddy veröffentlicht. Doch wo der ist, da ist das nötige Geld, um dieses Monster an musikalischer Bandbreite zum Leben zu erwecken. Soul, Dance-Punk, Folk, Indie-Pop, Funk, Art-Rock, Disney-Score – Monáe nimmt sich 70 Minuten Zeit, um ihrer Kreativität zumindest vorerst Herrin zu werden. Ein von gesundem Größenwahn getriebenes Album, das zum Schluss im fast neunminütigen Überkandidler „BabopbyeYa“ beweist, das sich der beste Pop nicht allzu ernst nimmt. Stephan Rehm
7
Yeasayer
Odd Blood
Mute/EMI
Die Maßstäbe haben sich verändert. Galt es Bands früher als Maxime, sich vom Gefälligen zum Experimentellen, um die Beatles heranzuziehen: vom Roten ins Blaue zu entwickeln, lautet das Ziel heute: Pop. Warum? Weil man sich in einer Landschaft, in der einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird, lieber an einem glatten Bambusrohr als an einem Dornengebüsch festhält? Weil die proportional gleichbleibende Mehrheit der immer weniger werdenden Käufer immer noch eher mitsummen als herausgefordert werden will? Oder weil eine globalisierte Welt eine gemeinsame Sprache erfordert und diese Pop ist? Im Falle Yeasayers trifft letzteres zu: Noch mehr Einflüsse aus aller Welt kann man kaum auf einem Album zueinanderführen. Und um babylonischem Kommunikationsgewirr vorzubeugen, lassen die Brooklyner die Untertitel in „Pop“ stets aktiviert. Stephan Rehm
6
Gorillaz
Plastic Beach
Parlophone/EMI
Wer so derbe in Pop macht wie Damon Albarn mit den Gorillaz, bekommt es sofort heimgezahlt, wenn er zum neuen Album keinen Hit-Torpedo ins Ziel bringt. Plastic Beach verkaufte prompt schlechter als die ersten beiden Alben. Dabei fehlt es ihm an nichts – im Gegenteil: Hits gibt es zu Genüge, aber keiner sprang dem Mainstream offenherzig genug ins Gesicht. Und der Reichtum an Einflüssen, Zitaten und Stilen (vermehrt Elektronica, Disco, Dancehall, aber z.B. auch arabische Folklore) toppt die Vorgänger noch. Anfangs auch gar nicht als Gorillaz-Album geplant, sondern als multidisziplinäres Kunstprojekt über das Spiel mit den abgebrannten Comic-Charakteren und mit einer fußballteamgroßen Auswahl von Gästen hinaus, blieb von Plastic Beach trotzdem vor allem ein (langes) Album (mit vielen Gästen) übrig. Wer sollte sich darüber beklagen? Oliver Götz
5
Tocotronic
Schall & Wahn
Vertigo/Universal
Wie gehabt zelebrieren Tocotronic die Teilnahmeverweigerung, die Abweichungen von gesellschaftlich diktierten Normen. You say Stabilität und Sicherheit, we say „Im Zweifel für den Zweifel“ (we said „Cheers For Fears“ before). You say Schwuchtel, we say „Bitte oszillieren sie zwischen den Polen Bumms! und Bi!“. You say bitte originelle Bewerbungsschreiben, we say „Macht es nicht selbst“. You say you want no revolution, we say „Stürmt das Schloss“. Tocotronic verspüren keine Zwänge mehr, sie müssen gar nichts mehr. Nur alle zwei Jahre kotzen. So lange sich die Leistungsgesellschaft nicht locker macht, so lange junge Menschen aus Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Ausschluss aus ihren Träumen aufwachen, so lange werden Tocotronic wohl weiterhin für die Dissidenten eintreten. Müssen sie natürlich nicht. Aber schön wär’s. Stephan Rehm
4
The National
High Violet
4AD/Beggars/Indigo
Ihre Verwandtschaft zu Interpol bleibt offensichtlich, im melancholischen Grundton, im erdfarbenen Sound, in Matt Berningers Baritongesang. Doch mit High Violet, obwohl eine erklärt dunkle Platte dieser auch sonst wenig euphorischen Gruppe, traten The National endgültig aus dem langen Schatten ihrer Nachbarn. Und erscheinen nun als eine Band, der einige Ausdrucksmöglichkeiten mehr offen stehen. Sie sind keine so großen Dramatiker wie Interpol und damit auch weniger Lakaien der eigenen Inszenierung, sie beherrschen ein breiteres Spektrum an Zwischentönen, vor allem aber ist ihr Songwriting prägnanter – all das gilt übrigens auch für ihre Texte, die für ihre poetische Größe keinen großen Ausdruck brauchen. High Violet hat The National als eine Band etabliert, die für sich selbst steht – als eine Rockband, nur eine Rockband, doch eine herausragende. Oliver Götz
3
The Suburbs
City Slang/Universal
Vorstädte sind oft hässlich. Voller Funktionsbauten, mit Wohngürteln, die alle gleich aussehen. Es gehört Fantasie dazu, aus ihnen grandiose Landschaften zu machen. Mit der Zeile „Dead shopping malls rise like mountains beyond mountains“ aus dem Song „Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)“ haben Arcade Fire das vielleicht schönste und gleichzeitig morbideste Sprachbild des Jahres geschaffen. Aus toten Shopping-Arkaden erträumen sie sich Berge. Die Magie des dritten Arcade-Fire-Albums The Suburbs besteht aus den vielen Landschaftsbildern, die Win Butler und seine Frau Régine Chassagne wie aus einem Bewusstseinsstrom schöpfen; und wie alle Musiker, die mit 30 Jahren ihre wichtigste Platte veröffentlichen, singt Butler vor allem von der eigenen Kindheit (in den „Suburbs“). Aber auch von den Ängsten, die sich um den Nachlass und die eigene Bedeutung in diesem Universum drehen. Dem Wunsch nach ewigem Leben, notfalls durch Fortpflanzung. „I want a daughter while I’m still young/ I want to hold her hand/ Show her some beauty/ Before this damage is done“, heißt es im Titelstück, in dem Butler sich zwischen Hysterie und Bräsigkeit, Aufbruchsstimmung und Fatalismus kaum entscheiden kann. Auch Robert Smith konnte – als er 30 war – auf dem geistesverwandten Album Disintegration ein Lied davon singen, wie tragisch es ist, dass alles auch ohne einen selbst weiter bestehen wird – und Aktionismus ebenso verlockend wie sinnlos erscheint. Dass das Leben in den „Suburbs“ Fluchtgedanken nährt und die Vorstellungskraft beflügelt, ist ja bekannt. Umso erstaunlich traditioneller, konservativer ist die Musik auf der Platte. Folk, Balladen und sanfte elektronische Klänge dominieren. The Suburbs vermittelt Sicherheit im Sound – die Doppelbödigkeit, nicht nur an jedem Kindheitsrückblick auch ein wenig zu zweifeln, sondern auch Angst zu haben vor der Zukunft, vermittelt Win Butler allein mit seinen Worten.
Sassan Niasseri
2
Lcd Soundsystem
This Is Happening
DFA/EMI
Für ein paar Monate mussten wir im falschen Glauben leben, This Is Happening würde die letzte musikalische Äußerung von LCD Soundsystem sein. James Murphy hatte rund um die Veröffentlichung dieses dritten Albums mehrfach seiner Amtsmüdigkeit Ausdruck verliehen. Er wollte nicht mehr Teil der Disco-Punk-Maschinerie sein, die er selbst geschaffen hatte. Aber wer hätte seiner Argumentation widersprechen wollen: Aufhören, wenn’s am schönsten ist. Wer seine rhetorischen Fragen beantworten: Wieviele Bands haben schon ein gutes drittes Album zustande gebracht? Im August erklärte Murphy dann, LCD Soundsystem werde weiterhin Musik machen, „12-Inches und so Sachen“, um dann im November das Download-Only-Live-im-Studio-Album The London Sessions nachzulegen. Und die Welt im LCD Soundsystem war wieder in Ordnung, auch wenn This Is Happening ein würdiger Abschluss gewesen wäre für das wichtigste, wunderbarste, sympathischte Dance-Music-Projekt der Nullerjahre. Diese Mischung aus länglichen Disco-House-Jams („One Touch“, „Pow Pow“) und windschiefen (Punk-)Rockern („Drunk Girls“, „All I Want“) unter Berücksichtigung von Beutegut aus den Raubzügen durch die Asservatenkammern der Popgeschichte (Kraftwerk, David Bowie, Blur, The Strokes), hatte James Murphy auf dem dritten Album von LCD Soundsystem zur Vollendung gebracht. Jeder noch so beiläufig gesetzt klingende Sound, jeder Schlag auf die Snare war das Resultat eines mit Manie betriebenen perfektionistischen Sounddesigns. James Murphy, dieser ältliche Teddybär, hat die Gabe, die Nichttänzer zum Tanzen zu bringen.
Albert Koch
1
MGMT
Congratulations
Columbia/Sony Music
Schon gehört? Die neue MGMT mit ambitionierten Furz-Sampleflächen und Kehlkopfgesangs-Ättäck! Respekt, nur schade, dass sich das kein Schwein anhören kann … Nein, diese Platte kann man sich tatsächlich nicht anhören – weil es sie nicht gibt. Aber aus den Reaktionen, die man im Frühjahr auf das zweite Album von Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser hören und lesen konnte, hätte man schließen können, die gefeierten Brooklyniten hätten in einem Akt arrogant-durchgeknallter Totalverweigerung eine Art vertonten Stinkefinger veröffentlicht. Vokabeln wie „schwierig“, „experimentell“, „gewöhnungsbedürftig“ flogen herum, wurden nachgeplappert, verfingen („die neue MGMT soll ja total komisch sein …“). Ein meinungsführendes Radioformat im Süden rang sich über Congratulations das dünne Verdikt ab, es seien „leider keine Hits drauf“, um sie komplett zu ignorieren – und parallel LCD Soundsystem für ihr trotziges „You wanted a hit? Maybe we don’t do hits“ zu preisen. Was war passiert? VanWyngarden und Goldwasser hatten eine schale Erwartungshaltung ignoriert und kein zweites „Kids“ auf die Platte getan. Das war etwa so erwartbar und bedauernswert wie OK Computer ohne neues „Creep“. Aber wer darüber nicht hinwegkam, dem entging: das Album des Jahres. Wie die meisten besten Platten ist Congratulations keinem Zeitgeist verpflichtet, sondern zuvörderst der Musik. Und die läuft hier in einer Lust am Fabulieren vom Stapel wie nirgends sonst dieses Jahr. Congratulations ist ein wonniger Kraut-Psychedelic-Prog-Pop-Pastiche, Retro-Musik einer hypernormalen Art, wie sie nur von Leuten kommen kann, die noch gar nicht auf der Welt waren, als die „Originale“ unterwegs waren. Die mit großen Augen durch die von Generationen von Bands gefüllten Schatzkammern des Pop laufen und das Talent haben, aus dieser Wunderwelt der Möglichkeiten etwas zu schaffen, das so intellektuell clever wie intuitiv geil ist. Und genau so lange „schwierig“ und „schwer zugänglich“, wie man sich am Rand herumdrückt und sich ziert, anstatt hineinzuspringen in die Herrlichkeit dieser kaleidoskopischen 43 Minuten. You wanted a hit? Da ist er doch!
Josef Winkler
Die Top-5-Platten der ME-Mitarbeiter
Marcel Anders
The Avett Brothers: I And Love And You
Kings of Leon: Come Around Sundown
Black Dub: Black Dub
Danger Mouse & Sparklehorse: Dark Night Of The Soul
My Chemical Romance: Danger Days
Thomas Bohnet
The National: High Violet
Katerine: Philippe Katerine
Edwyn Collins: Losing Sleep
Der englische Garten: dto.
Coeur De Pirate: Coeur de Pirate
Davide Bortot Marteria: Zum Glück in die Zukunft
Caribou: Swim
Rick Ross: Teflon Don
Mount Kimbie: Crooks & Lovers
Roc Marciano: Marcberg
Ralph Buchbender
Grinderman: Grinderman 2
Neil Young: Le Noise
Mutter: Trinken Singen Schießen
Darkstar: North
Deftones: Diamond Eyes
Julia Christian
Warpaint: The Fool
Menomena: Mines
Eminem: Recovery
Interpol: Interpol
Junip: Fields
Simone Deckner
The National: High Violet
Hans Unstern: Kratz Dich Raus
Darwin Deez: Darwin Deez
Tocotronic: Schall & Wahn
Bratze: Korrektur nach unten
Heinrich Dubel
T.C.H.I.K.: Jung, Talentlos & Gecastet
Die Antwoord: $O$
Goldfrapp: Rocket
Bryan Ferry: Olympia
Kristof Schreuf: Bourgeois with Guitar
Laura Ewert
Caribou: Swim
Kanye West: My Beautiful Dark Twisted Fantasy
Todd Terje: Remaster Of The Universe
S. Carey: All We Grow
Xiu Xiu: Dear God, I Hate Myself
Peter Felkel
Karen Elson: The Ghost Who Walks
Richard Thompson: Dream Attic
MGMT: Congratulations
Trembling Bells: Abandoned Love
Midlake: The Courage Of Others
Arno Frank
Danger Mouse & Sparklehorse: Dark Night Of The Soul
Gonjasufi: A Sufi And A Killer
Janelle Monáe: The ArchAndroid
Flying Lotus: Cosmogramma
Midlake: The Courage Of Others
Oliver Götz
Ariel Pink’s Haunted Graffiti: Before Today
Caribou: Swim
MGMT: Congratulations
Erdmöbel: Krokus
Bear In Heaven: Beast Rest Forth Mouth
Stephanie Grimm
Yeasayer: Odd Blood
Avi Buffalo: Avi Buffalo
Tame Impala: Innerspeaker
Janelle Monáe: The ArchAndroid
Caribou: Swim
Dominic Holzer
Delphic: Acolyte
The National: High Violet
Crocodiles: Sleep Forever
Groove Armada: Black Light
Interpol: Interpol
Christopher Hunold
Mount Kimbie: Crooks & Lovers
Foals: Total Life Forever
Scuba: Triangulation
Four Tet: There Is Love In You
Lukid: Chord
Albert Koch
Warpaint: The Fool
Anika: Anika
These New Puritans: Hidden
Baths: Cerulean
Marcel Dettmann: Dettmann
Kristina Koch
Ariel Pink: Before Today
Marina & The Diamonds: The Family Jewels
Chilly Gonzales: Ivory Tower
Louis Eliot & The Embers: Kittow’s Moor
The Avett Brothers: I And Love And You
Mike Köhler
The National: High Violet
The Black Keys: Brothers
Hot Chip: One Life Stand
The Sounds: Crossing The Rubicon
The Dead Weather: Sea Of Cowards
Marina Krün
Warpaint: The Fool
Arcade Fire: The Suburbs
The Hundred In The Hands: The Hundred In The Hands
Marina & The Diamonds: The Family Jewels
Mock & Toof: Tuning Echoes
Hanspeter Künzler
These New Puritans: Hidden
Grinderman: Grinderman 2
John Grant: Queen Of Denmark
The Climbers: The Good Ship
Dr. Will: Speak Of The Devil
Christian Lehner
Arcade Fire: The Suburbs
Ariel Pink’s Haunted Graffiti: Before Today
Das Racist: Sit Down, Man
Mellowhype (Of Odd Future): Blackened White
Matthew Dear: Black City
Michael Lössl
The National: High Violet
Crocodiles: Sleep Forever
The Coral: Butterfly House
The Courteeners: Falcon
Spoon: Transference
Severin Mevissen
Robert Babicz: Immortal Changes
Tribe: Rebirth
John Roberts: Glass Eights
Minitel Rose: Atlantique
Bot’Ox: Babylon By Car
Thomas Neukum
Arcade Fire: The Suburbs
Ariel Pink’s Haunted Graffiti:Before Today
Foals: Total Life Forever
Beach House: Teen Dream
Emeralds: Does It Look Like I’m Here?
Sassan Niasseri
Manic Street Preachers: Postcards From A Young Man
Flying Lotus: Cosmogramma
Donkeyboy: Caught In A Life
Janelle Monáe: The ArchAndroid
The Magic Numbers: The Runaway
Sven Niechziol
Gonjasufi: A Sufi And A Killer
The Black Keys: Brothers
Woven Hand: The Thresingfloor
Erland & The Carnival: E & T C
Seu Jorge & Almaz: Seu Jorge & Almaz
Jochen Overbeck
Mit: Nanonotes
Efdemin: Chicago
1000 Robota: Ufo
Janelle Monáe: The ArchAndroid
The Drums: The Drums
Dirk Peitz
The Drums: The Drums
Arcade Fire: The Suburbs
Delphic: Acolyte
Bryan Ferry: Olympia
The Magic Numbers: The Runaway
harald peters
These New Puritans: Hidden
Midlake: The Courage Of Others
M.I.A.: Maya
Zola Jesus: Stridulum II
Mutter: Singen trinken schießen
Eric Pfeil
Erdmöbel: Krokus
Turner Cody: Gangbusters
Lloyd Cole: Broken Record
The Avett Brothers: I And Love And You
Die Sterne: 24/7
Stephan Rehm
MGMT: Congratulations
Yeasayer: Odd Blood
Tocotronic: Schall & Wahn
Gorillaz: Plastic Beach
LCD Soundsystem: This Is Happening
Reiner Reitsamer
Arcade Fire: The Suburbs
Garish: Wenn dir das meine Liebe nicht beweist
The Drums: The Drums
Manic Street Preachers: Postcards From A Young Man
Belle & Sebastian: Write About Love
Verena Reygers
The Drums: The Drums
Gil Scott-Heron: I’m New Here
Zola Jesus: Stridulum II
Laura Lopéz Castro: Optativo
Erdmöbel: Krokus
Jörg Harlan Rohleder
Eminem: Recovery
MGMT: Congratulations
Efdemin: Chicago
The Drums: The Drums
N.E.R.D.: Nothing
Frank Sawatzki
Ganglians: Monster Head Room
Silver Columns: Yes And Dance
Cotton Jones: Tall Hours In The Glowstream
Gonjasufi: A Sufi And A Killer
LCD Soundsystem: This Is Happening
Volker Schadt
Crocodiles: Sleep Forever
The Coral: Butterfly House
The Radio Dept.: Clinging To A Scheme
Interpol: Interpol
Delphic: Acolyte
Matthias Scherer
Linkin Park: A Thousand Suns
Gorillaz: Plastic Beach
Janelle Monáe: The ArchAndroid
The National: High Violet
Roc Marciano: Marcberg
Uwe Schleifenbaum
Kula Shaker: Pilgrim’s Progress
Fabienne Delsol: On My Mind
Giant Sand: Blurry Blue Mountain
Get Well Soon: Vexations
Caribou: Swim
Rainer Schmidt
LCD Soundsystem: This Is Happening
Gorillaz: Plastic Beach
M.I.A.: Maya
The National: High Violet
Fritz Kalkbrenner: Here Today Gone Tomorrow
Vanessa Schneider
Arcade Fire: The Suburbs
Marina & The Diamonds: The Family Jewels
Interpol: Interpol
Foals: Total Life Forever
We Have Band: WHB
Floyd Schulze Pit Er Pat: Flexible Entertainer
Bill Orcutt: Way Down South Marnie Stern: Marnie Stern
Emeralds: Does It Look Like I’m Here?
Baths: Cerulean
Tomasso Schultze
Ghost: Opus Eponymous
Robert Plant: Band of Joy
Electric Wizard: Black Masses
Josh Rouse: El Turista
Die Antwoord: $O$
Frank Seidlitz
Carl Barât: Carl Barât
Eminem: Recovery
The Dead Weather: Sea Of Cowards
The Black Keys: Brothers
Vampire Weekend: Contra
Franz Stengel
Lorn: Nothing Else
Gonjasufi: A Sufi & A Killer
Janelle Monáe: The ArchAndroid
Digital Mystikz: Return II Space
Mount Kimbie: Crooks & Lovers
Christian Stein
MGMT: Congratulations
Richard Ashcroft: United Nations Of Sound
Fanfarlo: Reservoir
Caribou: Swim
LCD Soundsystem: This Is Happening
Christian Stolberg
Peter Gabriel: Scratch My Back
Black Dub: Black Dub
Elton John & Leon Russell: The Union
Lizz Wright: Fellowship
Kurt Wagner & Cortney Tidwell Present Kort: Invariable Heartache
Thomas Weiland Arcade Fire: The Suburbs
The Phantom Band: The Wants
Flying Lotus: Cosmogramma
Janelle Monáe: The ArchAndroid
The Fall: Your Future Our Clutter
Josef Winkler MGMT: Congratulations
Wir sind Helden: Bring mich nach Hause
Tocotronic: Schall & Wahn
Gorillaz: Plastic Beach
The Marble Man: Later, Phoenix
Thomas Winkler
Gil Scott-Heron: I’m New Here
Aloe Blacc: Good Things
Trentemøller: Into The Great Wide Yonder
Hans Unstern: Kratz Dich Raus
The Tallest Man On Earth: The Wild Hunt
John Wohlmacher Deerhunter: Halcyon Digest
Laura Marling: I Speak Because I Can
Rose Elinor Dougall: Without Why
Lightspeed Champion: Life is Sweet, Nice To Meet You
These New Puritans: Hidden
Michael Wopperer
Yeasayer: Odd Blood
Midlake: The Courage Of Others
White Rabbits: It’s Frightening
These New Puritans: Hidden
Die Sterne: 24/7
Geschenkt
Drei Mal 50
Wir verlosen je drei Sätze der 50 Platten des Jahres 2010. An der Verlosung nimmt teil, wer die folgende Frage richtig beantwortet: „Welche 12 Platten wählte der Musikexpress in den Ausgaben Januar bis Dezember 2010 zur jeweiligen Platte des Monats?“ Antworten per Postkarte an
Musikexpress „Her mit den CDs“ Mehringdamm 33 10961 Berlin
oder in einer E-Mail an verlosung@musikexpress.de Einsendeschluss ist der 9. Januar 2011. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.