Blind Date


Wer so gute Platten macht, dass sie es auf Platz 2 der ME-Jahresliste schaffen, dem billigen wir einfach mal genug Expertenstatus für eine Jahresrückschau zu. Drum baten wir Ed Droste und Chris Taylor von GRIZZLYBEAR zum Liederraten, um ein paar Schlaglichter auf das Musikjahr 2009 zu werfen.

The XX „Islands“

Wir haben gerade über unsere Platten des Jahres abgestimmt, und das ist das einzige Album, dem sich eures geschlagen geben musste.

Chris: Ah. The XX. Die haben in meinem Zimmer übernachtet, als ich auf Tour war. Ohne mein Wissen. Very upsetting. Ein Freund von mir war ihr Tourmanager in den USA, und meine Mitbewohner boten ihm mein Zimmer für die Band an – gegen Geld. Ich hab erst davon erfahren, als ich heimkam und mein Zimmer ganz verdreckt war, Flecken von umgeschüttetem Zeugs und kaputte Sachen … Sie machen ja echt schöne Musik – aber da dachte ich nur: Wer zum Teufel war hier in meinem Zimmer? Ich muss sagen: Das eigene Bett ist ein heiliger Ort. Das kann man nicht einfach so weitervermieten. Aber die Musik ist toll. Ed: Sie hat eine sexy Stimme. Chris: Vielleicht hat sie ja in meinem Bett geschlafen. Sie scheinen sich ja schon wieder aufzulösen.

Chris: Hm. Sie sind noch sehr jung, oder? Vielleicht hat sie der ganze Trubel irre gemacht.

Wilco „One Wing“

Das hier ist Nummer drei.

Ed: Wilco! Wir spielen morgen mit ihnen in Mailand. Chris: Ach! Das sind die nettesten Männer der Welt. Und eine großartige Liveband. Wir haben sie ein paar Mal gesehen dieses Jahr bei Festivals. Ed: Die verdienen wirklich alles, was sie haben und bekommen. Ein großartiges Album. Das Feist-Duett ist auch super.

Oasis „Rock’N’Roll Star“

Eine Band, die dieses Jahr, äh, Schlagzeilen machte.

Chris: Oh. Oasis … (zögert) Ich würde sagen … … „und tschüß“? Chris: … dass ich absolut nicht übereinstimme mit der Haltung dieser Band.

Sehr diplomatisch gesagt.

Chris: Und ich kann mir deswegen ihre Musik nicht anhören. Sie haben einfach bad attitudes. Rennen rum und erzählen Zeug, das … Ich finde es einfach unglaublich, wie jemand so drauf sein kann. Ed: Aufpassen, sonst lesen sie das und zetteln eine Fehde an. Sie sind ja jetzt aufgelöst. Ed: Aber sie haben immer Fehden am laufen!

Ich glaube, da droht keine Gefahr mehr.

Ed: (sorgenvoll) Sie können immer noch Fehden anzetteln!

Phoenix „Lisztomania“

Ed: Das ist mein Album des Jahres. Und die sind so nett. Diese Musik sollte im Popradio laufen und in den Top 40 sein. Ist sie aber natürlich nicht. Chris: Wir hören ihr Zeug schon seit Jahren im Tourbus. Ed: Aber die neue Platte ist noch mal besonders großartig.

The Fläming Lips „Evil“

Chris: Wir hatten das Privileg, sie dieses Jahr ein paar Mal live zu sehen. Eine der unglaublichsten Sachen, die man sich reinziehen kann. Ed: Ich frage mich, wer immer das ganze Konfetti zusammenkehrt. Hast du das Video gesehen, in dem alle nackt sind?

The Beatles „Glass Onion“

Was haltet ihr von dem ganzen Remaster-Gedöns?

Chris: Ich weiß nicht, ich bin mit den Beatles aufgewachsen. Ich kenne jedes Gitarrenlick und jede Gesangsharmonie auswendig. Ich hab diese Platten so oft gehört, seit ich zwölf bin. Und ich sehe nicht unbedingt einen Grund, was an ihnen zu machen.

Das ist eine Monoversion.

Chris: Das würde mich allerdings interessieren. Da würd ich mir ein paar kaufen.

Du müsstest aber die ganze Box kaufen.

Chris: Gibt’s die nicht einzeln? Ah. So läuft der Hase also.

AC/DC „Spoilin* For A Fight“

Ed: O mein Gott. Ist das eine neue Band, die klingt wie AC/DC, oder sind sie’s? Ich hab gar nicht mitgekriegt, dass die eine neue Platte haben. Chris: Klingt wie früher. Ed: Das kann nicht gesund sein, was der mit seiner Stimme macht. Das hört sich nach dem anstrengendsten Gesangsstil der Welt an. Chris: Unser Drummer Chris Bear ist am ehesten der AC/DC-Fan bei uns. Der saß schon mit sechs im Kellerund hat zu AC/DC getrommelt.

Weezer „(If You’re Wondering IfIWantYouTo)IWant You To“

Chris: (nach anderthalb Minuten) Weezer? Ed: O mein Gott. Chris: Ich war ein riesiger Weezer-Fan bis PINKERTON. Hätte ich jetzt nicht erkannt.

Das hier ist co-geschrieben von einem Typ, der auch für Avril Lavigne Songs schreibt.

Ed: Oh, die legen’s also drauf an. Chris: Wirklich? Rivers Cuomo ist doch selbst so ein toller Songwriter. Komisch.

Dr. Dre & Snoop Dogg „Still Dre“

Ed: Ah. „Still Dre“? Mein Kollege vermutet … Ed: … dass unser Song „Two Weeks“ so klingt. Das Piano.

Genau. Ihr habt’s geklaut! Ha!

Ed: (lacht) Es war tatsächlich ein Zufall. Wir haben’s erst danach kapiert. Chris: Das hier ist Moll, unseres ist Dur. Aber es stimmt natürlich, total. „Ed: Aber ist schon okay. Ich mag Hip-Hop sehr. Ich liebe Snoop, ich liebe Dre, Jay-Z, Beyonce, MaryJ. Blige … Mein Lieblings-R&B-Album dieses Jahr ist das von The-Dream.

Michael Jackson „Billiejean“

Ed 8c Chris: (seufzen) Chris: O Mann. Ich hebe das … Ich hab zu Michael Jackson tanzen gelernt. Ed: Ich weiß noch, wie mein Dad das Vinyl von THRILLER nach Hause brachte wie einen heiligen Gegenstand … Yeah. Totally dancing to it, too. Chris: Monatelang hab ich in meinem Zimmer geübt, ich wollte diese Moves hinkriegen. Ed: Wir waren in New York, als es passierte, es war ein Donnerstag, und es war wie ein Schock. Es wollte erst niemand glauben, jeder checkte seine News-Quellen um rauszufinden, ob es tatsächlich wahr war … Chris: In New York brach für Stunden das Handynetz zusammen, weil so viel rumtelefoniert wurde – wie am Silvesterabend. Den ganzen Nachmittag ging das so, jeder simste jeden an: „Kannst du das glauben? MJ ist tot!“ Ed: Wir mussten am Tag drauf in der „Jimmy Fallon Show“ auftreten, und es war so komisch, da an so einem Tag der nationalen Trauer unsere Musik zu spielen … Es ist ja bis heute nicht genau klar, was eigentlich passiert ist. Verwirrend. Tja. Rest in peace, Michael.

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