Coverversionen
Glasvegas von Glasveags gestaltet von Tom Fearn
1. Der Künstler Die Zeit ist ein Mörder. Im Falle von GLASVEGAS brachte sie den ursprünglichen Wunsch des Künstlers Tom Fearn, der Band tatsächlich einen echten Holzschnitt zu präsentieren, um die Ecke. „Die meisten Elemente dieses Covers sind am Computer entstanden, nur wenige davon sind Scans von tatsächlichen Handzeichnungen. Eigentlich hätte jeder Bestandteil des Bildes ein echter Holzschnitt sein sollen, aber dafür hatten wir unglücklicherweise nicht genug Zeit; die Deadlines waren zu eng“, sagt Fearn, der einen Abschluss der Londoner Hochschule Central Saint Martins College of Art and Design in der Tasche hat und nun für das Grafikstudio Village Green arbeitet. Letzteres zeichnete bislang verantwortlich für Plattencover von u.a. The Rapture (PIECES OF THE PEOPLE WE 1.OVE), Mark Ronson (VERSION) und The Whip (X MARKS DESTINATION).
2. Die Stadt Die kleine Stadt im Zentrum des Artworks hat kein Pendant in der Realität, sondern ist rein fiktiv. Tom Fearn: „James Allan (Sänger/Kopf von Glasvegas; Anm.) gab mir ein paar Referenzpunkte, an denen ich mich orientieren sollte. Darunter waren neben Frank-Miller-Comics („Sin City“) auch Filme und Zeichnungen von Tim Burton (Regisseur, „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“, „The Nightmare Before Christmas“ etc.; Anm.). Wir wollten also diese Burton-typische, mittelalterlich anmutende Kleinstadt nachstellen. James fand, dass diese Kulisse gut zu den Geschichten passt, die er in seinen Songs erzählt.“ Dem an das Albumcover angelehnten, ebenfalls von Allan erdachten und von Fearn gestalteten Artwork zu Glasvegas‘ Weihnachtsalbum A SNOWFLAKE FELL (AND IT FELT LIKE A KISS) liegt übrigens die Stadt aus der Weihnachts-Fantasykomödie „Der Grinch“ (2000) zugrunde. Fearn: „Das Design der Weihnachtsplatte ist eine Erweiterung des bereits Existenten“, gibt Tom Fearn zu. “ Eigentlich haben wir lediglich die Regentropfen durch Schneeflocken ersetzt.“
3. Die Gesichterwolken „Viel heiße Lutt“ ist nicht nur als lakonisches „Krieg der Sterne„-Ohrfeigenurteil des Kollegen Wopperer über Glasvegas‘ Debüt seit Wochen Ausgangspunkt hitziger Debatten über die musikalischen Qualitäten des schottischen Quartetts. Viel heiße Luft ist, im wörtlichen Sinne, auch Voraussetzung für das Entstehen von Wolken, wie sie sich auf dem Cover auftürmen. Die beiden mysteriösen Gesichter, die in die Wolken eingearbeitet sind, stellen dabei keine konkreten Personen dar. „Die haben wir von irgendwelchen Fotos abgezeichnet und dann digital verändert“ ‚, sagt Tom Fearn.
4. Vincent Van Goghs „Sternennacht“
Der deutlichste künstlerische Einfluss auf das GLASVEGAS-Artwork sind aber weder Frank Millers Comics noch Tim Burtons Goth-Welten, sondern Vincent van Goghs Zeichnung (siehe oben) und das gleichnamige Gemälde „Sternennacht“, die der holländische Post-Impressionist 1889, im Jahr vor seinem Selbstmord, im südfranzösischen Remy anfertigte. „Anfangs hatten wir mehrere Coveroptionen zur Auswahl“, erinnert sich Fearn. „Aber je mehr ich mich mit der Band unterhielt, desto mehr kristallisierte sich heraus, dass , Sternennacht’alles beinhaltete, was James auf der Verpackung seiner Platte sehen wollte.“ Die in einigen Online-Fan-Foren so häufig wahrgenommenen optischen Parallelen des GLASVEGAS-Artworks zu dem von Thom Yorkes Soloalbum THE ERASER sind vom Künstler übrigens nicht beabsichtigt.
5. Eine gewisse Holzschnittartigkeit Eine tiefere Bedeutung hat das Bild nicht. „Es ging uns rein um die ästhetische Wirkung“, sagt Fearn. „Die Platte sollte einfach so aussehen, wie sie klingt. Unser Hauptziel war es, etwas Kraftvolles und Energiegeladenes zu kreieren, das aber dennoch eine gewisse Zartheit ausstrahlt. Uns fiel auf dass all die Referenzwerke von Miller, Burton und van Gogh bis zu einem gewissen Grad miteinander verbunden sind. Alle haben etwas mit deutschem expressionistischen Holztafeldruck gemein. Daher wollten wir genau diese Ästhetik einfangen.“
Album- und Livekritik ME 01/09: Storys ME 12/08 u. 2/09
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