Glasvegas
Aus Glasgow auf den Britpop-Thron mit obszön eingängigen Melodien.
Schotten gibt es in New York nicht gerade wie Sand am Meer. Umso erfreuter war Glasvegas-Schlagzeugerin Caroline McKay, als sie Ende April während der Aufnahmen zu ihrem Debütalbum eben dort von einem Landsmann angesprochen wurde. Der Herr kam ihr seltsam bekannt vor, und als er auch noch seine Bewunderung für ihre Band ausdrückte die zu diesem Zeitpunkt erst zwei Singles veröffentlicht hatte -, konnte sie nicht umhin, ihn nach seinem Namen und Beruf zu fragen. Es war Fran Healy, Sänger bei Travis. „Es war so peinlich“, lacht McKay, „Ich hoffe, ich habe ihn nicht gekränkt.“ McKay und ihre Kollegen können seit einem Jahr noch andere Britpop-Größen zu ihren Fans zählen, darunter Noel Gallagher und Großmaul Alan McGee. Letzterer postete in seinem Blog für die britische Zeitung The Guardian: „Wenn du 2008 in einer Band bist und dich nicht mit dem kreativen Rock’n’Roll-Genie von Oasis oder Glasvegas auseinandersetzt, kannst du es gleich bleiben lassen.“ Für eine Band, deren Schlagzeugerin vor zweieinhalb Jahren das erste Mal überhaupt an einem Drumkit saß, ist dieses Ausmaß an Verehrung durchaus beachtlich. Doch es lässt sich nachvollziehen, sobald man sich die Songs anhört: Fast schon obszön eingängige Melodien treffen auf eine Klangmauer, die Phil Spector das Fürchten lehren könnte. Songs wie „Daddy’s Gone“ und „Flowers & Football Tops“ treffen mit ihrer Mischung aus My-Bloody-Valentine-Gerausche und Sänger James Allans Alltagslyrik („All I wanted was a kick about in the park/For you to race me home when it was nearly getting dark“ aus „Daddy’s Gone“) einen sensiblen Nerv bei den Massen. Ein Zeugnis davon geben Glasvegas‘ Konzerte ab, die sich regelmäßig zu Gruppen-Urschreitherapien entwickeln. „Manchmal hört man vor lauter Geschrei nicht mehr, was man spielt“, so McKay. Aber obwohl Glasvegas vom NME mal wieder als Retter des Rock’n’Rolls bezeichnet werden, weiß James Allan noch gar nicht, ob eine Karriere daraus werden soll: „Es gibt keine Garantie, dass es nach unserer ersten Platte noch eine zweite geben wird.“ Zugreifen sollte man also, wenn Glasvegas offiziell im Januar in Deutschland erscheint. Und Hingehen diesen Monat: Ab Mitte November spielen Glasvegas vier Konzerte in Deutschland.
Glasvegas GLASVEGAS (SonyBMG)