11 Fakten über Sub Pop
1 „Das neue Ding, das große Ding, das göttliche Ding. Ein mächtiges multinationales Entertainment-Konglomerat mit Basis im Nordwesten.“ Als Bruce Pavitt 1986 seine Compilation sub pop 100 mit diesen Worten bewarb, war Ironie im Spiel, das Label Sub Pop gab es da noch nicht. Pavitt hatte Ende der 1970er das Fanzine „Subterranean Pop“ gegündet, deejayte beim College-Sender KCMU und arbeitete als Kolumnist beim lokalen Musikmagazin „The Rocket“. Gemeinsam mit DJ-Kollege und Promoter Jonathan Poneman entstand die Idee, ein Label für die neuen Seattle-Bands zu gründen.
2 Mit 700 Dollar Startkapital hoben Pavitt und Poneman ihr Post-Punk-Fan-Proiekt aus der Taufe. Die Geschäfte nahm Sub Pop 1988 in einem Minibüro in Seattles Terminal Sales Building auf. Das Ur-Konzept erwies sich als ebenso einfach wie effektiv: Sub Pop arbeitete mit Bands aus der Nachbarschaft, der persönlichen Bindungen zu den Musikern und der kurzen Wege wegen.
3 Jonathan Poneman, der Promo-Zocker. Tauchte in einer Szenekneipe in Seattle auf, wedelte mit einem Tape und fragte: „Will jemand reich und berühmt werden? Diese Band sucht einen Drummer.“ Ein paar Demotapes wurde Poneman immerhin los. Als er Tage später die Tape-Besitzer fragte, was sie von der Musik auf den Demos hielten, fiel das Urteil vernichtend aus. Bei der Band handelte es sich um, na, klar, die jungen Nirvana. Und einige Songs vom Tape der so schlecht bewerteten Band tauchten später auf deren Debüt bleach auf.
4 Der erste Geniestreich in der 20-jährigen Sub-Pop-Geschichte war der „Singles Club“. Für 35 Dollar im Jahr erwarben Abonnenten jeden Monat eine streng limitierte Sub-Pop-Single. 7-Inches waren die Hip-Währung unter Punkanhängern, und der „Club“ erwies sich als beste Propaganda für das ambitiom’erte junge Label. Erste Veröffentlichung im November 1988: „Love Buzz/Big Cheese“ von Nirvana. Spätere Singles enthielten Tracks von Sonic Youth, Fugazi, Flaming Lips und Mudhoney. Für das Label war der „Singles Club“ auch ein strategischer Sieg: Die Abonnenten sicherten Pavitt und Poneman den nötigen Cashflow.
5 „Sub Pop, the label that grunge broke.“ Sub Pop hat Seattle auf die Landkarte des Rock katapultiert, den Hype durch abenteuerliche Werbemaßnahmen befeuert, ein Etikett für die schmerzverzerrte neue Rock-Musik gefunden. Auf Sub Pop erschienen die Debüts und Frühwerke einer Handvoll Bands, die bei späteren Urheberschaftsklärungen des Grunge durchweg Hauptrollen spielten: Green River, Soundgarden, Mudhoney und Nirvana.
6 Nirvana machten Schluss mit Sub Pop -noch während der Aufnahmen zu ihrem zweiten Album, nevermind erschien dann bei Geffen, avancierte mit Unterstützung von MTV zum Soundtrack eines von der Industrie rechtzeitig erspähten Lebensgefühls, das unter dem Label Grunge rundum vermarktet werden konnte. Kurt Cobains Selbstmord 1994 katapultierte auch Sub Pop in die Liga der Grunge-Gewinnler – Pavitt und Poneman ließen ihr Label schnell expandieren. Für Sub Pop ging der Überlebenskampf nach dem Ausverkauf des Grunge los; 1995 verhökerten die beiden Label-Gründer 49 Prozent von Sub Pop an Warner Brothers. Pavitt zog sich 1996 aus dem laufenden Geschäft zurück.
7 Pavitt und Poneman verstanden es von Anfang an, Sub Pop als Markenzeichen zu platzieren. Das Label-Logo erklärt alle Besitzer von Sub-Pop-Produkten zu Mitgliedern einer weltumspannenden Gemeinde der Anderstickenden. Ein paar Jahre bevor Beck seinen „Loser“-Hit hatte, ließen die Label-Macher schon „Loser“-T-Shirts drucken – „Loser“ in großen weißen Lettern stand vorne drauf, das Sub-Pop-Logo auf dem Rücken.
8Nirvanas bleach ist das bis heute kommerziell erfolgreichste Album des Seattle-Labels (1,6 Millionen verkaufte Exemplare), gefolgt von der This-Postal-Service-CD give up (615.000).
9 Ende der 90er gingen die Lichter bei Sub Pop fast aus. Jonathan Poneman wildert seitdem erfolgreich in den Arealen von Folk und Leftfield Rock, erntet mit Bands wie CSS, No Age und Fleet Foxes wieder Erfolge. Die Shins waren Ponemans Rettungsanker, sie wurden zum Flaggschiff der neuen Sub-Pop-Herrlichkeit. 2007 erreichten sie mit wincing the night away die höchste Charts-Position einer Sub-Pop-Band (Platz 2/Billboard).
10 Die Familie Sub Pop. Oder das AJ Label, das Rock’n’Roller beschäftigt: Fastbacks-Bassistin Kim Warnick als Managerin, Fotograf Charles Peterson als Designer und Dienstbote, Isaac Brock (Modest Mouse) als A&R-Chef von 2003 bis 2005. Mark Arm (Mudhoney) ist Lagerchef bei Sub Pop.
11 Das Glück des Daniel Martin Moore. Der Singer/Songwriter aus Cold Spring in Kentucky schickte Sub Pop ein Päckchen, um zu schauen, was passiert. Ab und zu nehmen die Sub-Pop-Leute das „Bitte keine unangeforderten Demos einwerfen“-Schild von der Tür. Irgendwann hörten sie die vier Songs und beschlossen, ihn zu kontaktieren. Das ist die große Ausnahme. Der gute Rat, nachzulesen auf der Labelsite: „Geht auf Tour, macht euch einen Namen da draußen. Viel Glück.“
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