5 Newcomer, die Ihr noch vor dem Ende des Jahres hören solltet
Die besten neuen Bands und Künstler, zuerst vorgestellt in der Musikexpress-Ausgabe 12/2017.
Nilüfer Yanya
Indie mit Seele, Lyrics ohne Auftrag: Das Londoner Poptalent mag keine durchkalkulierten Songs.
In ihrer Autobiografie „Girl In A Band“ schreibt Kim Gordon einen schönen Satz über ihre Kollegin Kim Deal von den Pixies: Deals Stimme erinnere sie an das Wort „cake“, oder vielmehr an den Laut, der entsteht, wenn man „cake“ sagt. Es sei genau jene Leichtigkeit, befindet Gordon, die eine gute Popsängerin auszeichne.
Hört man Nilüfer Yanya, denkt man an diese Worte. Zwar ist das Timbre der 22-jährigen Londonerin dunkler als Deals Stimme, doch besitzt auch Yanya eine Nonchalance, die sie jederzeit klingen lässt, als wäre sie gerade aufgestanden und hätte die Morgenluft ins Zimmer gelassen. Yanya beherrscht die Königsdisziplin der formvollendeten Nachlässigkeit. Ihre reduzierten Indie-Songs, sanft und soulful, fühlen sich auf eine beiläufige Weise intim an – wie eine Botschaft, die man geliebten Menschen auf dem Küchentisch hinterlässt. Sie hat in England schon als Support für Broken Social Scene gespielt und veröffentlicht seit einigen Monaten beständig EPs und Singles – zuletzt das wunderbare „Baby Luv“. Trotzdem schein Nilüfer Yanya die Art Mensch zu sein, die nichts zu angestrengt versucht – noch nicht mal das Musikerin-Sein.
Das ganze Portrait über Nilüfer Yanya gibt es in der Musikexpress-Ausgabe 12/2017.
Eera
Die Leiden der jungen Eera: Die Musik der Norwegerin klingt nach Groll im Bauch (die E-Gitarren!) und nach viel Verletzlichkeit (die Lyrics!).
Pubertät ist schlimm: Pickel, Unsicherheit, Liebeskummer, jaja. Aber die Zwanziger, das ist the real shit: Wer bin ich, was soll aus mir werden – und warum ist manchmal alles so scheiße? „Ich war oft wütend“, sagt Anna Lena Bruland alias Eera, Singer-Songwriterin, Gerade-noch- Twen, aber mit ihren 29 Jahren Gott sei Dank bald aus dem Gröbsten raus. Die Norwegerin aus dem Kaff Drøbak bei Oslo lebt seit zehn Jahren in England, zog erst nach Liverpool, um Musik zu studieren, und dann nach London, um Musik zu machen. „Skandinavischen Sound“ sollte man bei ihr nicht erwarten, selbst ein Akzent ist in ihren englischen Texten nicht mehr auszumachen. Früher war sie mit Landsfrau und Folk-Pop-Geschöpf Farao auf Tour, aber „sie ist in der Synth-Welt, und ich stehe auf laute Gitarren“. Auf E-Gitarren, um genau zu sein, roh, aufmüpfig, wie Jugendliche, die die Bushaltestelle vollspucken.
Das ganze Portrait über Eera gibt es in der Musikexpress-Ausgabe 12/2017.
Cid Rim
Warum: Weil mittlerweile jeder kapiert haben sollte, dass Wien zum Nabel des Underground avanciert ist. Ein Narr, wer den grandiosen Output der Posse um Dorian Concept ignoriert. Hilft auch, das vorweihnachtliche Easy-Listening- Geplänkel zu ertragen.
Xenoula
Was: Der glitchy Elektro-Pop von Romy Xeno ist gar nicht so gut gelaunt, wie er auf den ersten Blick scheint. Mit 16 zog sie aus dem sonnigen Südafrika ins UK und stellte fest, dass sie die Natur viel lieber mag als Menschen. Die organischen Soundtexturen der Debütplatte sind ihre Art, den Kulturschock zu verarbeiten.
Woher: Südafrika, jetzt Wales
Warum: Neben Xenoulas Stimme sind auch ihre psychedelischen Musikvideos fesselnd: Im Video zu „Chief Of Tin“ schlüpft Xenoula sehr effektvoll als pechschwarze Moorgestalt aus einem Plastikei.
Swutscher
Woher: Rhen bei Hamburg
Warum: Weil Swutscher Astra-berauschte Dorfjugend-Nostalgie heraufbeschwören, die hoffen lässt, dass es abseits der zugekoksten Großstadt noch echte Romantik gibt.