2006 von A-Z: C


Call-In-TV; Das wird doch immer mehr?! So also stottert der im Kommandoton animierte Zuschauer („Warum rufen sie nicht an?! Sind sie irre?“) seine „Rundfunkgebühren“ an die Privaten ab. Neben den Quiz-, Sex-, und sonstigen Bauernfänger-Nötigungen im Nachtprogramm gibt es inzwischen auch tagsüber kaum noch eine Sendung ohne Call-In. Dass dieses Angebot vor allem an hübsch verzweifelte Angehörige des –> Prekariats gerichtet ist, ist nicht zu übersehen/-hören. Und letztlich sind auch die Animateure, die sich da auf 9Live et al zu Kasper oder Wichsvorlage degradieren, arme Schweine im doppelten Wortsinn. (OGÖ)

CGI-Animation; Computergenerated imagery. Es ist gerade elf Jahre her, dass mit TOY STORY der erste computeranimierte Spielfilm anlief. Seither hat diese Kunstform den herkömmlichen Folien-Zeichentrickfilm regelrecht ausgelöscht. Was ursprünglich zwei Produktionshäusern (Pixar und Dream Works) vorbehalten war, ist mittlerweile ein kompletter Industriezweig, in dem längst alle Studios um Marktanteile buhlen: Zehn große CGI-Produktionen gab es im Kino, ICE AGE 2und AB DURCH DIE HECKE waren die erfolgreichsten. Ausgerechnet 2006 waren aber auch Ermüdungserscheinungen zu merken: immer die gleichen Muster und Geschichten. Allein HAPPY FEET legte zum Jahresende die Latte visuell und erzählerisch wieder höher, (ts)

Chinese Democracy, vormals St. Nimmerleinstag. Am 17. April war es endlich soweit: Das Label Amp Records brachte CHINESE DEMOCRACY!!! in die Läden, „excellent girl fronted punk-rock with a distinctive pop feel!“

Die New Yorker Punks Kitty &The Kowalskis waren nicht die ersten, die den Albumtitel des „lang erwarteten“ Guns-N -Roses-Albums kaperten; lustig war’s trotzdem noch. Der VÖ-Termin des „echten“ CHINESE DEMOCRACY (angeblich seit zehn Jahren in Produktion bei Kosten von mittlerweile 15 Mio. Dollar) wurde im November routinemäßig ins nächste Jahr geschoben. Hat eigentlich schon mal jemand in Erwägung gezogen, dass das Ganze ein großangelegter Scherz ist und der merry prankster Axl Rose sich Jahr für Jahr einen Ast lacht über uns? Bei dem “ Album“titel? Wir werden sehen. Wen eine Expertenmeinung aus einem Paralleluniversum zum neuen „Gunners“-Album interessiert, dem sei Chuck Klostermans Rezension unter www.spin.com/reviews/magazine/20o6/o4/o6o323_gunsnroses/empfohlen. Was möchte man dieser Kritik noch hinzufügen? Eine Platte? Aw c’mon … (jols)

C.M.O.N.S, The; „Wer die C’Mons gehört hat, der weiß, dass sie keine gehypten Newcomer sondern absolute Genies sind“, sagte eine kompetent wirkende junge Frau in einer unterhaltsamen „Dokumentation“, die im Herbst ohne Unterlass bei „MTV Under The Radar“ ausgestrahlt wurde. In Wahrheit waren die „Genies“ die Marketing-Strategen, die die Puppen, die angeblich bereits drei Nr.-1-Singles veröffentlicht hatten („C’mon“; „C’mon, C’mon“ und „C’mon, C’mon, C’mon“), so clever eingeführt hatten, dass man sich tatsächlich fragte, ob man etwas verpasst hatte. Erst als die von dem Künstler Boris Hoppek gestalteten Puppen schließlich in Werbespots für einen Kleinwagen auftauchten, war klar: The C.M.O.N.S waren Teil einer „viral marketing“-Strategie, die einem Auto aus Rüsselsheim „Twentysomething Appeal“ verleihen sollte, (lin)