2000 – 2015: 15 Thesen über 15 bewegte Pop-Jahre


Festivals grassieren, Schlager regiert, die Retromania wütet, Streams ersetzen Downloads: In den 15 vergangenen Popjahren ist viel passiert. Wir fassen die High- und Lowlights mal in 15 Thesen zusammen.

7. BLOSS NICHT POLITISCH WERDEN

Die Debatte um die 2014er-Neuauflage von „Do They Know It’s Christmas?“ belegte, dass es nicht mehr um Themen geht (in diesem Fall Ebola), sondern um die Frage, wie man dieses Thema kommuniziert – und was man dabei alles falsch machen kann. Popmusiker haben Angst, sich politisch zu äußern. Wer es doch tut, bekommt auf die Fresse. Kanye West beim Occupy-Camp – was macht der Millionär da? Muse singen über Drohnen – was wollen die uns denn erzählen?

8. ALTERNATIVE IST KEINE ALTERNATIVE MEHR

Die Sensation bei „Smells Like Teen Spirit“ war ja, dass plötzlich ein Alternative-Rock-Song auf dem Radiosender lief, den Papa und Mama zum Sonntagsfrühstück einstellten. Bis Ende der 1990er-Jahre hielt die Mauer zwischen Indie/Alternative und dem Mainstream. Dann wurde sie löchrig, brach schließlich ein. „Seven Nation Army“ wird in Fußballstadien gesungen, The xx laufen auf RTL 2 beim „Frauentausch“, Mumford & Sons und Coldplay gelingt der aufrechte Gang von den Clubs in die Arenen.

9. STILLE WIRD ZUM STILMITTEL

Im Jahr 2001 erschien
die LP QUIET IS THE NEW LOUD der Kings Of Convenience. Sie verkaufte sich beachtlich, war kein Massenerfolg – gab aber mit ihrem Titel ein klangästhetisches Leitmotiv vor:
Stille im Pop ist möglich – und sogar attraktiv. The xx perfektionieren sie als Stilmittel – und werden gefeiert. Auch Alt-J, Milky Chance oder George Ezra machen mal Pause, und das Publikum hält dazu die Füße still.