2000 – 2015: 15 Thesen über 15 bewegte Pop-Jahre
Festivals grassieren, Schlager regiert, die Retromania wütet, Streams ersetzen Downloads: In den 15 vergangenen Popjahren ist viel passiert. Wir fassen die High- und Lowlights mal in 15 Thesen zusammen.
Die Jahre 2000 bis 2015, eineinhalb Dekaden, in denen alles und nichts passiert ist. Neue Musikrichtungen, von denen wir früher nur träumen konnten, hat es nicht gegeben. Dylan und die Stones touren immer noch, Blur und Pixies wieder. Die CD ist angezählt, Downloads vegetieren auf ausgestöpselten Festplatten vor sich hin. Mit Politik verbrennt man sich die Finger, Industrial-Veteranen reden plötzlich wie Anzugträger. 15 Thesen über 15 bewegte Pop-Jahre.
1. DATENSPEZIALISTEN SIND DIE NEUEN MUSIK-MÄCHTE
Wer bis Ende der 90er-Jahre von den Giganten der Musikindustrie sprach, meinte die großen Major-Labels: Universal, Sony, Warner, EMI, BMG. Doch im Jahr 2001 ändert sich alles: Apple stellt den iPod vor, eröffnet den iTunes-Store – und schließt damit die Kette, bestimmt ab jetzt Hardware und Vertrieb. Die Majors gucken nur zu, müssen schon bald fusionieren. Von den fünf Großen gibt es heute noch drei. Die neuen Musikmächte heißen Apple und Google, Spotify und Shazam.
2. KEINE BAND STIRBT FÜR IMMER
Eine Liste von bedeutenden Bands, die in den vergangenen 15 Jahren nicht wieder zusammengefunden haben: The Smiths, Hüsker Dü, Cocteau Twins, ABBA, The Jam und … ähm … Wham! Kurz: Die meisten haben es gemacht. Sei es wie Blur für ein neues Album oder wie die Talking Heads nur für eine Nacht. Es geht um Geld, Eitelkeiten – und um das Gefühl, als Musiker noch gebraucht zu werden. Der Reunion-Zirkus fährt immer weiter, nächster Halt: Oasis.
3. DIE RETROMANIA WÜTET WEITER
Die 70er hatten Prog und Punk, die 80er Wave und NDW, die 90er Grunge und Techno. Und die 2000er? Es dominiert die „Retromania“, ein Begriff des Musikjournalisten Simon Reynolds. Seine Theorie: Die Digitalisierung zerstört den inneren Antrieb, etwas Neues zu erschaffen.