Wie sehr man sich auch über die ultravulgären, homophoben und gewaltverherrlichenden Texte des cleveren Jungtalents Marshall Mathers ärgern mag -sein zweites Album ist ein Meisterwerk. Nachdem sich der von Dr. Dre produzierte Detroiter Vorstadtprolet auf dem Debüt noch Mühe gab, seine Schilderungen der Horrorszenarien als das zu verkaufen, was sie waren – ein komödiantischer Kunstgriff -, wählte er auf der „Marshall Mathers LP“ eine andere Perspektive. Frustriert darüber, dass die Öffentlichkeit sein Wort für bare Münze nahm, ging er noch einen Schritt weiter: Er ließ den offensichtlich fiktiven „Slim Shady“-Charakter mehr und mehr im Hintergrund verschwinden, um Platz für sein angeblich „wahres“ Selbst Marshall Mathers zu machen, das nun als Ich-Erzähler in bisweilen zutiefst verstörende Rollen schlüpfte. Ein provokantes Kunstwerk, das in gleichem Maße schockiert wie fasziniert.
